Gutes Wetter, grossartige Kulinarik, schöne Architektur und künstlerische Vielfalt: Florenz gilt als beliebtes Reiseziel.
Die amerikanische Studentin Stacia Datskovska wollte deshalb dort ihr Auslandssemester absolvieren. Und sie träumte von gemeinsamen Abendessen mit ihren WG-Gspänli, «Flirts mit Menschen, die mich ‹Bella› nennen», viel Wein gepaart mit guten Gesprächen und noch besserem Prosciutto.
Ihr Wunsch wurde nicht erfüllt. Die US-Amerikanerin nennt ihre Zeit in der italienischen Stadt eine Zeitverschwendung und einen «Albtraum». Über ihre Erlebnisse berichtet sie in einem Artikel auf dem US-amerikanischen Nachrichtenportal Inside und erntete Häme.
Italiener feindselig und rücksichtslos
Nach ihrem Auslandsaufenthalt verachtet sie die Sehenswürdigkeiten, hasst die Menschen in Florenz und kann es kaum erwarten, nach New York zurückzukehren, schreibt sie. «Ich war nicht auf Partys», beschwert sie sich. Auch mit den jeweiligen dreitägigen Wochenenden (!) war sie unzufrieden. Ihre Mitbewohnerinnen reisten oft mit Ryanair nach Kroatien oder München (D). Das war Stacia aber zu anstrengend. Die meiste Zeit sei sie allein in der Wohnung zurückgelassen worden, jammert sie. Sie sei allein am Fluss Arno joggen gegangen, sei allein in Kunstausstellungen gegangen und habe allein gekocht.
Die Italiener beschreibt die junge Frau als «feindselig und rücksichtslos». Frauen hätten sie im Bus von oben bis unten gemustert und über sie gelästert. «Ungefähr 5000 amerikanische Collegestudenten strömen jedes Semester nach Florenz, also warum sind die Florentiner immer noch wütend über die Art und Weise, wie wir aussehen und uns verhalten?», fragt sie. Also habe sie sich «extra» in einer Weise gekleidet, von der sie wusste, dass die Italiener es hassen würden. «Ich habe Nike Air Max 97s getragen und übergrosse Kapuzenpullis.» Die Italiener hätten «mit den Augen gerollt», wenn sie ihr begegnet seien.
Amanda Knox meldet sich zu Wort
In den sozialen Medien wurde der Erlebnisbericht vielfach geteilt. Amanda Knox (35), die als italienische Austauschstudentin durch den Mordfall Meredith Kercher (1985–2007) im italienischen Perugia weltberühmt wurde, twitterte: «Mädchen, was redest du? Studieren im Ausland ist toll!» Der Tweet dürfte ironisch gemeint gewesen sein.
Knox verbrachte ab November 2007 vier Jahre in einem italienischen Gefängnis, nachdem sie und ihr Freund Raffaele Sollecito (38) der Mittäterschaft beschuldigt und wegen Mordes verurteilt worden waren. 2011 wurde sie im Rahmen einer Berufungsverhandlung entlassen und 2015 letztlich freigesprochen.
Als Mörder blieb letztlich der Ivorer Rudy Guede (35) im Knast. Die ganze Welt kennt inzwischen die Geschichte der Studenten-WG, in der laut Anklagen eine Sex-und-Drogen-Orgie von Knox und ihrem damaligen Freund Raffaele Sollecito mit dem Mord an der britischen Studentin Kercher endete. Der Fall wurde unter anderem in einer Netflix-Doku und einem Hollywood-Film mit Matt Damon (52) thematisiert.
Spott für Erlebnisbericht
Abseits vom Knox-Tweet hagelte es vor allem eines: Spott. «Die Erkenntnis, dass Florenz nicht New York ist und Europäer keine Amerikaner sind, muss brutal gewesen sein», witzelt eine Twitter-Userin. «Warum gibt es inzwischen ein ganzes Journalismusgenre, in dem sich reiche weisse Mädchen darüber beschweren, dass andere Menschen ihr Leben einfach nur authentisch leben, was für sie unbequem ist?», fragt sich eine andere Nutzerin.
«Unreflektierte Subjektivität at its best», heisst es in einer weiteren Reaktion. «Wenn dies eine Parodie ist, ist sie ziemlich lustig. Wenn nicht, dann bitte ich um Entschuldigung im Namen aller Amerikaner», twitterte eine Amerikanerin.