Darum gehts
- Forscher entdeckten Schiffswrack Endurance nach über einem Jahrhundert im Polarmeer
- Hochaufgelöste Aufnahmen zeigen Details wie Stiefel und Porzellanteller im Wrack
- 25'000 Scans wurden von Unterwasser-Robotern in 3000 Meter Tiefe aufgenommen
Es war eine unglaubliche Entdeckung: Nach über einem Jahrhundert fanden Forscher im März 2022 das Schiff Endurance auf dem Grund des Polarmeers. Es war 1915 unterwegs von Grossbritannien in die Antarktis, als es vom Packeis zerquetscht wurde und unterging. Nun veröffentlichte die Stiftung «Falklands Maritime Heritage Trust» neue Aufnahmen des Wracks. Sie sind spektakulär.
Um die hochaufgelösten Aufnahmen zu erhalten, scannten spezielle Unterwasser-Roboter das Wrack in 3000 Meter Tiefe. Das funktionierte so: Die Roboter waren mit Lasern ausgestattet, die das Wrack millimetergenau kartierten. Insgesamt wurden rund 25'000 Scans aufgenommen, die dann digital zusammengeführt wurden, wie es auf der Homepage der Stiftung heisst. Dadurch kamen Details zum Vorschein, die bisher noch niemand entdeckt hat.
Teller und Stiefel sichtbar
Konkret: Auf einem Bild ist der grosse Lederstiefel eines Crewmitglieds zu sehen. Auf einem weiteren Ausschnitt sind sogar noch Teller aus Porzellan erkennbar. Auf dem Deck liegt zudem eine Leuchtrakete. Die veröffentlichten Aufnahmen lassen einen staunen: Sie sind so klar, dass der Schriftzug «Endurance» problemlos lesbar ist. In Anbetracht der Tiefe, in der das Wrack liegt, ist dies bemerkenswert.
Die Endurance gehörte dem Polarforscher Ernest Shackleton (1874–1922). Das Schiff war an mehreren von Shackletons Antarktis-Expeditionen beteiligt. Der Lederstiefel wird Frank Wild zugeordnet – er war Shackeltons Stellvertreter und häufig mit Shackelton unterwegs.
Im unruhigen antarktischen Ozean fror das Schiff 1915 ein und war zehn Monate lang bewegungsunfähig, bevor es schliesslich sank. Glücklicherweise konnte sich die Crew retten – doch die Endurance schien für immer verloren.
«Wir verfügen nun über ein präzises, 44 Meter langes Bild vom Bug bis zum Heck des gesamten Wracks und des umgebenden Trümmerfeldes», heisst es bei der Stiftung. Die Mission: Aus den Relikten, die auf dem Schiff zu finden sind, umfassende Kenntnis darüber zu erlangen, was damals genau geschehen ist.
Faszinierende Geschichte
Der erste Schritt machte das Team um den Meeresarchäologen Mensun Bound (72) im 5. Februar 2022. Eine Crew startete mit dem südafrikanischen Eisbrecher Agulhas II von Kapstadt aus in Richtung Antarktis. Bound wollte das Wrack unbedingt finden, was ihm ein paar Wochen später tatsächlich gelang.
Dank der Arbeit, die die Forscher in die Aufbereitung der Aufnahmen gesteckt haben, können nun Menschen aus aller Welt an der faszinierenden Geschichte der Endurance teilhaben.