Hier startet die Rakete in Cape Canaveral
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Private US-Mondmission:Hier startet die Rakete in Cape Canaveral

Erste private US-Mondlandung in Gefahr
«Kritischer Verlust an Treibstoff»

Eine erste private US-Mission zum Mond ist gestartet. Die Rakete hob planmässig am Montagmorgen in Cape Canaveral ab und soll Ende Februar auf dem Erdtrabanten landen. Seit der Apollo-Mission wäre es die erste Mondlandung. Doch offenbar gibt es mehrere Schwierigkeiten.
Publiziert: 08.01.2024 um 20:30 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2024 um 20:49 Uhr
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Am Montag ist der Start einer privaten Rakete gelungen.
Foto: AFP

Die Mission ist gefährdet! Am Montag ist eine private Rakete gestartet. Ihr Ziel ist der Mond. Es wäre die erste – unbemannte – US-Mondlandung seit der Apollo-Mission vor über 50 Jahren. Doch laut «Fox News» verliert die Rakete derzeit zu viel Treibstoff. 

Die Rakete ist vom Typ Vulcan Centaur des Herstellers ULA mit dem Lander Peregrine. Die Kapsel des Unternehmens Astrobiotic aus Pittsburgh soll in einem Gebiet mit dem Namen Sinus Viscositatis (Bucht der Klebrigeit) landen. Bei der Peregrine Mission 1 konnten Privatpersonen sich Raum für den Transport von Material zum Mond kaufen. Der Lander ist 1,9 Meter hoch ist und hat einen Durchmesser von 2,5 Metern.

«Die von Astrobotic gebauten Avioniksysteme, einschliesslich der primären Kommando- und Datenverarbeitungseinheit sowie der Thermik-, Antriebs- und Leistungsregler, wurden alle eingeschaltet und funktionierten wie erwartet», teilte das Unternehmen am Montag mit. «Leider trat dann eine Anomalie auf, die Astrobotic daran hinderte, eine stabile Ausrichtung auf die Sonne zu erreichen», hiess es weiter. Sprich: Die Rakete stellt nicht so viel Energie her, wie sie könnte. Eigentlich ist sie mit Solarpaneelen ausgestattet.

Grund für die Anomalie ist « ein Fehler im Antriebssystem», so Astrobotic. «Der Fehler scheint im Antriebssystem einen kritischen Verlust an Treibstoff zu verursachen.» Die Forschenden arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Doch es ist möglich, dass die ganze Mission zum Scheitern verurteilt ist.

Japanische Rakete konnte nicht landen

Im April 2023 war eine japanische Firma bei einer ähnlichen Mission gescheitert, als Grund gab das Unternehmen Ispace eine fehlerhafte Höhenberechnung des Landers beim Landeversuch an.

Bei einem Erfolg wäre es die weltweit erste private Mondlandung gewesen, nun folgt der zweite solche Versuch eines Unternehmens. Bereits seit Jahren wollen auch private Firmen auf dem Mond landen und andere Raumfahrtprojekte stemmen, unter anderem SpaceX von Milliardär Elon Musk.

Wie bei der Raumstation ISS arbeitet die US-Raumfahrtbehörde Nasa auch bei Mond-Projekten immer enger mit kommerziellen Anbietern zusammen, weil sich das als effizienter und letztendlich kostensparender Weg erwiesen hat. Umgekehrt hängt das Geschäftsmodell privater Firmen bislang vielfach von staatlichen Auftraggebern ab.

Die Nasa will mit mehreren Geräten auf der Reise ihre eigenen Expeditionen zum Mond vorbereiten. Sie möchte bei der Mission unter anderem die Mondexosphäre untersuchen. Zudem sollen thermische Eigenschaften und der Wasserstoffgehalt des Materials auf der Mondoberfläche (Regolith) erkundet werden.

«Artemis 3» geplant

Im Rahmen des Artemis-Programms will die Nasa nach derzeitigem Stand Ende 2024 mit drei Männern und einer Frau bei der rund zehntägigen Mission Artemis 2 den Mond umrunden. 2025 sollen dann bei Artemis 3 – zumindest nach derzeitigem Plan – nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Astronauten auf dem Mond landen, darunter erstmals eine Frau und eine nicht-weisse Person. Das langfristige Ziel von «Artemis» ist die Errichtung einer permanenten Mondbasis als Grundlage für Missionen zum Mars.

Die Nasa plant neben der Peregrin-Mission weitere Kooperationen im Rahmen ihrer CLPS-Initiative (Commercial Lunar Payload Services), um Material zum Mond zu bringen. Dabei vergibt sie ein Art Lieferauftrag an ein Unternehmen wie Astrobotic. Nach Unternehmensangaben hat Peregrine Lieferungen von Regierungen, Unternehmen, Universitäten und der Nasa aus sieben verschiedenen Ländern an Bord.

Eine Ladung von privaten Partnern in Peregrine ist zumindest einigen Ureinwohnern in den USA ein Dorn im Auge: Menschliche und tierische Asche soll – als besondere letzte Ruhestätte – durch die Mission auch auf den Mond gelangen. US-Medienberichten zufolge schrieb der Präsident der Navajo Nation im Bundesstaat Arizona, Buu Nygren, deshalb der Nasa einen Beschwerdebrief: Die Mission entweihe den in ihrer Kultur als heilig angesehenen Mond, hiess es.

Universität Bern zieht es auf den Mond

Auch die Universität Bern will im Jahr 2027 mit einem solchen sogenannten «Commercial Lunar Payload Service» ein Instrument zum Mond bringen. Ein hochempfindlicher Berner Laser soll für chemische Untersuchungen von Mondgestein zum Einsatz kommen.

Das Instrument mit dem Namen Lims»(Laser Ablations Ionisations Massen Spektrometer) soll nach Angaben der Universität Bern in der südlichen Polarregion des Mondes landen. Diese Region ist laut Forschenden besonders interessant, weil dort gewisse Elemente vorkommen, deren Isotope eine Altersbestimmung des Materials möglich machen. (SDA/jwg)

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