Auf einen Blick
- Ehepaar kauft Luxusvilla in London, entdeckt erst danach massiven Mottenbefall
- Motten zerstören Essen, Wein und teure Kleidungsstücke
- Gericht gibt Ehepaar recht
Sieben Schlafzimmer, ein Pool, ein Spa, ein Fitnessraum, eine Bücherei sowie ein sogenannter «Schnarchraum» – ein für besonders erholsamen Schlaf ausgestattetes Zimmer. Das klingt nach einer absoluten Traumvilla. Scheint es zumindest.
Das dachten sich Iya Patarkatsishwili und Yevhen Hunyak, als sie im Mai 2019 für 32,5 Millionen Pfund (rund 36,6 Millionen Franken) die «Horbury Villa» im Londoner Stadtteil Notting Hill erwarben.
Doch statt sich wie Julia Roberts und Hugh Grant in der Liebeskomödie «Notting Hill» zu fühlen, fand sich das Ehepaar eher in einem Horrorfilm auf Hitchcock-Niveau wieder. Nur wenige Tage nach ihrem Einzug entdeckten sie, was hinter den Mauern der Luxus-Immobilie lauerte. Motten. Abertausende von Motten schwirrten durch die Zimmer und Gänge.
Sie waren auf Zahnbürsten, im Essen und im Wein
Das Paar zog nun gegen den Verkäufer vor Gericht, wie «The Guardian» berichtet. Der Verkäufer hatte ihnen die Luxus-Immobilie ausschliesslich mit deren Vorzügen angepriesen. Patarkatsishwili, Tochter des 2008 verstorbenen georgischen Milliardärs Badri Patarkatsischwili, und ihr Mann legten vor Gericht dar, dass sie und ihre Angestellten das Haus vor dem Kauf mindestens 11 Mal besichtigt hätten – ohne Kenntnis über die wahren Zustände der Luxusvilla zu erhalten. Vor Gericht forderte das Paar, den Erwerb rückgängig zu machen, und klagte Schadenersatz ein.
Wie der Gerichtsvertreter des Ehepaars erklärte, habe Hunyak zu Höchstzeiten des Mottenbefalls über hundert Schädlinge täglich erschlagen müssen. Auf Zahnbürsten, dem Essen und dem Besteck seiner Kinder sowie im Wein seien die Motten gelandet, so der Kinderzahnarzt. Viele Gläser voller Wein hätten ausgeschüttet werden müssen – in Scharen sei das Ungeziefer darin geschwommen und ertrunken.
Die Viecher hätten nach dem Wein aber noch lange nicht Halt gemacht, heisst es weiter. Die Schädlinge hätten auch eine Vielzahl an teuren Kleidungsstücken zerfressen und zerstört. Angaben zufolge hatten sich die Motten in der Isolierung der Villa eingenistet. 400 Fallen mussten nach Angaben von «Focus» installiert werden. Die Arbeiten hätten sich über Monate hingezogen.
Gericht gibt Ehepaar Recht
Der Richter fällte am Montag das Urteil: Der Verkäufer habe falsche Angaben über den Zustand der Immobilie gemacht und versäumt, den Befall offenzulegen. Zwar liege laut Richter kein absichtlicher Täuschungsversuch vor, er fügte aber an, dass der Verkäufer wohl «einfach das Haus verkaufen und weiterziehen wollte». Zudem habe der Verkäufer gewusst, «dass die Offenlegung den Verkauf ‹ins Wasser fallen› lassen würde».
Nach gerichtlicher Anordnung soll der Kauf nun rückgängig gemacht werden. Der Verkäufer ist verpflichtet, den Kaufpreis zu erstatten – abzüglich von etwa 6 Millionen Pfund (etwa 6,7 Millionen Franken), welche als Nutzungsgebühr der Immobilie durch das Ehepaar betrachtet werden. Weiter muss der Verkäufer aber 4 Millionen Pfund (etwa 4,5 Millionen Franken) Schadensersatz zahlen, darunter 15'000 Pfund (etwa 16'800 Franken) für die ruinierte Kleidung.