Auf einen Blick
- Kreuzfahrtschiff steckt seit Monaten in Belfast fest
- Passagiere bleiben optimistisch und feiern an Bord
- Kosten durch Verzögerung: mehrere Millionen Franken
Das Versprechen war gross: 150 Länder und 425 Häfen. Eine Kreuzfahrt über mehrere Jahre. «Eine neue Ära von Reisen und Entdecken», hiess es auf der Website der Reederei. Das hat natürlich seinen Preis. Umgerechnet bis 765'000 Franken pro Kabine. Einige Gäste verkauften ihr Haus oder ihre Wohnung, um dabei sein zu können. Schon im Mai wollte der Luxusdampfer Villa Vie Odyssey in See stechen. Doch daraus wurde nichts. Das Problem: Reparaturarbeiten.
Seit vier Monaten steckt der Riesenkahn samt den Passagieren im nordirischen Belfast fest. Jetzt sollte die Reise des Kreuzfahrtschiffs aber wirklich beginnen. Stichtag: 1. Oktober!
Schiff wartet noch auf «letzte Zertifizierung»
Doch noch immer liegt die Villa Vie Odyssey im Hafen von Belfast, wie die BBC berichtet. Es kam erneut zu einer Verzögerung. Bis zum nächsten Versuch soll es aber keine weiteren Monate dauern.
Am Mittwoch, also heute, soll die Crew den nächsten Versuch wagen: Das Schiff soll endlich auf die Weltmeere.
Auch am Mittwochnachmittag passierte nichts
Trotz aller Umstände bleiben die Passagiere optimistisch. Die Stimmung sei gut, berichtet das frisch verlobte Paar Gian Perroni und Angie Harsanyi. Das Schiff warte «nur noch auf die letzte Zertifizierung», dann könne es endlich losgehen. Und das dauerte.
Um 19 Uhr Schweizer Zeit befand sich die Villa Vie Odyssey laut der Schiffsverfolgungs-Website Vesselfinder noch immer an derselben Position. Das Ziel des Schiffs wurde inzwischen auf Brest in Frankreich geändert.
Passagiere teilten dem «Belfast Telegraph» mit, sie hätten «widersprüchliche Berichte» darüber gehört, wann ihr Leben auf offener See endlich beginnen sollte. Auf der Kreuzfahrtschiffsseite des Hafens von Belfast hiess es, der Kahn solle am späten Nachmittag in den Hafen zurückkehren. Laut Vesselfinder war dies um 20 Uhr Schweizer Zeit aber noch nicht passiert. Die neue Auslaufzeit wurde vom Hafen mit Donnerstag, 23 Uhr angegeben.
«Wir haben zum ersten Mal in unseren Kabinen geschlafen»
Als die Gäste hörten, dass die Kreuzfahrt am 1. Oktober beginnt, gab es eine grosse Party an Bord. Während der vier Monate konnten die Passagiere zwar tagsüber auf das Schiff.
Sobald es dunkel wurde, mussten sie aber zurück in ihre Hotels. Nicht so am Montag. Darum war die Stimmung auch besonders gut. Sie durften schliesslich in ihren Kabinen übernachten. «Wir haben zum ersten Mal in unseren Kabinen geschlafen. Es war toll», so ein Passagier zu BBC. Hätte das Schiff planmässig im Mai abgelegt, wäre es aktuell übrigens auf den Bahamas.
Hohe Verluste für Reederei
Die Gäste versuchten über die lange Zeit, das Beste aus dem Zwangsaufenthalt in Belfast zu machen. Manche verliebten sich sogar. Ein Mann aus Kanada und eine Frau aus den USA seien sogar mittlerweile verlobt, heisst es.
Weniger Freude dürfte der CEO des Kreuzfahrtschiffs, Mikael Petterson, haben. Er sagte gegenüber BBC, der unerwartete Zwischenstopp über die vier Monate in Belfast habe das Unternehmen Millionen von Franken gekostet.