Der Oligarch Wiktor Medwetschuk (68) sollte Putins Statthalter in der Ukraine werden: Nach den Plänen von Wladimir Putin (70) hätte er ins Präsidentenbüro in Kiew ziehen sollen, sobald Russland den Blitzkrieg gewonnen hätte. Doch es kam anders. Russland konnte die Regierung nicht stürzen.
Medwetschuk politisierte für die russlandfreundliche ukrainischen Oppositionspartei «Für das Leben» und pflegte eine enge Beziehung zum russischen Präsidenten. Im April 2022 wurde Medwetschuk wegen Landesverrats verhaftet. Im September kam der er im Rahmen eines Gefangenenaustausches nach Russland. 100 teils hochrangige Offiziere tauschte Putin gegen einen einzigen Mann.
In der Ukraine gilt Medwetschuk als Verräter, ihm ist sogar ukrainische Staatsbürgerschaft entzogen worden. Heute lebt er in Russland – und sitzt auf einem Haufen Geld. Dass er sich ein komfortables Leben in Russland aufbauen konnte, zeigt, dass Putin weiter zu ihm steht. Doch woher stammt das Geld, wenn seine Besitzer in der Ukraine beschlagnahmt wurden?
Erst bekommt er 33 Tankstellen, später Kiew
Jüngste Recherchen von Radio Svoboda zeigen, dass Medwetschuk zwei Erdöl-Unternehmen besitzt. In den offiziellen Registern gibt es keine Informationen über die Eigentümer der Firma, doch die Spur führt zu Medwetschuk und seiner Frau. Ihm gehören demnach 33 Tankstellen – und das spült ordentlich Geld in die Kassen. Dieses Geld will der Oligarch nutzen, um seiner politischen Karriere in der Ukraine eine zweite Chance zu geben.
Medwetschuks Ziel: Wolodimir Selenskis (45) Posten in Kiew. «Millionen sind mit Selenskis Handlungen nicht einverstanden», sagte er im Januar in einem Interview mit dem russischen Sender Russia Today. Ihnen will er sich als Alternative präsentieren.
Mehr über Medwetschuk
Putin plant Exil-Regierung in der Ukraine
Medwetschuks Aufgabe: Er soll die Ukraine zu einem zu Russland loyalen Staat machen. Es sei denkbar, dass Putin mit Medwedtschuk eine Art Exil-Regierung für die Ukraine aufbauen will, schreibt das globale Netzwerk für Friedenstheorien «Carniegie». Moskau sei bereit, künstlich eine Friedenspartei unter der Führung von Medwetschuk zu schaffen, «um Friedensgespräche mit Medwedtschuk statt mit Selenski zu führen» – also effektiv mit sich selbst.