John Magufuli (†61) war bis zu seinem Tod im März Präsident von Tansania. Er hatte seit dem Ausbruch der Pandemie das Virus verharmlost. So verspottete er unter anderem die Corona-Teststationen des ostafrikanischen Landes. Corona-Skeptiker behaupten, der Ex-Machthaber sei darum ermordet worden. Anderen Gerüchten zufolge soll Magafuli infolge einer Corona-Infektion gestorben sein. Tansania ist wegen seiner Corona-Politik ein beliebtes Ziel für Skeptiker und Querdenker.
Jetzt macht die «Thurgauer Zeitung» den Fall eines Rechtsanwalts (48) publik, der samt Familie dorthin auswanderte: Der Thurgauer sei nicht zufrieden mit den Schweizer Corona-Massnahmen gewesen. Er sei darum mit Frau und den sechs Kindern nach Afrika in die Tansania-Grossstadt Arusha umgezogen. In der Schweiz habe der Anwalt ein Chaos hinterlassen.
Anwalt ist Maskengegner
Der Reihe nach: Die Familie sei beliebt gewesen, schreibt die Zeitung. Die Kinder hätten Gspänli gehabt. Der 48-Jährige selbst sei Partner einer Anwalts-Kanzlei – und erfolgreich. Durch den Lockdown habe sich der Mann aus dem Thurgau in seiner Freiheit eingeschränkt gesehen. Sowohl die Maskenpflicht wie auch das Versammlungsverbot hätten ihm missfallen. Ein Kollege des Thurgauers berichtet: «Er war überzeugt, alle, die sich impfen lassen, haben ihr Todesurteil unterschrieben. Es war absurd.»
100 offene Dossiers
Am Montag letzter Woche sei der Anwalt dann plötzlich verschwunden. In der Kanzlei seien über 100 nicht abgeschlossene Dossiers zurückgeblieben. Klienten habe er über seinen plötzlichen Abgang nicht informiert. Der Kanzlei-Inhaber müsse nun versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten: «Ich mache nichts anderes mehr», wird dieser zitiert.
Katharina Glauser, die Präsidentin des Thurgauer Obergerichts, erklärt dem «Tagblatt», dass der Auswanderer seine Klienten nicht in Unwissenheit hätte lassen dürfen: «Wenn ein Anwalt seine Klienten im Stich lässt, verletzt er damit die Anwaltspflicht.» Ob dies auch den Fall des Thurgauers betreffe, müsse erst überprüft werden, heisst es im Artikel weiter. Der 48-Jährige müsse etwa eine Stellungnahme abgeben dürfen. Dennoch: Ihm droht, dass er sein Anwaltspatent verliert.
Vater des Anwalts macht sich Sorgen
Die Eltern des Anwalts reagieren mit Unverständnis auf dessen Auswanderung. Sie fragen sich, was bei ihrem Sohn schieflief. Der Vater des Anwalts mache sich Sorgen um seine Enkelkinder. Trotzdem sagt er: «Er wird immer mein Sohn bleiben.»
Was der Anwalt in Tansania genau machen will und wie er zu Geld kommen soll, scheint unklar. Gerüchten zufolge solle er einen Lehrauftrag am Nelson-Mandela-Institut kriegen. (nl)