Er hatte sich selbst wegen seiner Sexsucht in eine Entzugsklinik eingewiesen. Weil er besessen von Pornografie war, bat er seinen Mitbewohner, ihm den Laptop wegzunehmen. Und er litt unter «religiösem Wahn» – das berichtet jetzt die «New York Times».
Es geht um Robert Aaron Long (21) aus Georgia. Am Dienstag hatte er bei einem Amoklauf durch drei Massage-Salons acht Menschen getötet – sechs davon waren Frauen asiatischer Abstammung. Jetzt gibt es ein mögliches Motiv.
Tyler Bayess (35) teilte sich 2019 für fünf Monate das Zimmer mit Long – in einer Entzugsklinik. Dort hatte sich Long wegen seiner Sexsucht selbst eingewiesen. Jedoch sei er fast monatlich sei rückfällig geworden und wäre wieder für Sex in einem der Massage-Salons gewesen, erzählt Bayess.
Religiöser Wahn und Sexsucht
Dass er seine sexuellen Triebe nicht kontrollieren konnte, habe ihn verzweifelt lassen. So sehr, dass Long einmal kurz davor gewesen sei, sich mit einem Messer selbst zu verletzten. Long soll sehr religiös sein – seine Kirche verbietet den Sex vor der Ehe.
Sein ehemaliger Zimmernachbar beschreibt seinen Zustand als «religiösen Wahn». Er erzählt: «Ich werde nie vergessen, wie er mich ansah und sagte: ‹Ich falle aus Gottes Gnade›.» Die beiden verloren den Kontakt, als Long Anfang 2020 für intensivere Behandlung in ein christliches Suchtzentrum zog.
Ermittlung in alle Richtungen
Die Polizei untersucht währenddessen, ob das Motiv des Anschlags sexistischer oder rassistischer Natur ist. Bei einer Pressekonferenz wurde bekannt, dass Long zuvor Kunde bei zwei der Massage-Salons war. Ob er dort mehr als eine Massage erhielt, wurde nicht bestätigt.
Als die Polizisten Mr. Long verhafteten, sei er auf dem Weg nach Florida gewesen. Dort habe er einen weiteren Anschlag auf ein Geschäft aus der Porno-Industrie geplant. Ob es sich bei den Angriffen tatsächlich um eine Hass-Tat gegen asiatische Frauen handelt, könne noch nicht bestätigt werden. Der stellvertretende Leiter des Polizeireviers in Atlanta sagt: «Wir ermitteln weiter in alle Richtungen.
Trauer und Proteste im ganzen Land
Die Bluttat sorgte in den USA für Aufschrei und eine Welle von Protesten gegen Gewalt und Diskriminierung der amerikanisch-asiatischen Gemeinschaft. Am Freitag treffen sich Präsident Joe Biden (78) und Vizepräsidentin Kamala Harris (56) mit asiatisch-amerikanischen Führungspersönlichkeiten in Atlanta, um über Angriffe und Drohungen gegen die Gemeinschaft zu sprechen. Harris zeigte sich die Woche sehr betroffen: «Wir stehen zu ihnen und verstehen, wie erschreckend, schockierend und empörend die Tat für die Menschen ist.» (aua)