Sie schoss ihm in den Kopf, brannte sein Haus nieder und floh mit seinem BMW: Mit gerade einmal 17 Jahren tötete Chrystul Kizer 2018 im US-Bundesstaat Wisconsin den damals 34-jährigen Randall Volar. Nun wurde sie von einem Gericht zu elf Jahren Gefängnis verurteilt, wie mehrere US-Medien berichten.
Der Fall sorgt über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen. Denn: Kizer wurde von Volar nach eigenen Angaben als Teenager sexuell missbraucht, ausgebeutet, weiterverkauft.
Kizer war 16 Jahre alt, als sie den doppelt so alten Volar über eine Website kennenlernte. Vor Gericht sagte sie, Volar habe sie mit Geld und Geschenken manipuliert und auch an andere Männer vermittelt. In der Tatnacht habe er versucht, sie zu Boden zu drücken. Als sie sich befreien konnte, richtete sie eine Waffe auf ihren Peiniger. Zweimal drückte sie ab.
Kizer hatte in den vergangenen sechs Jahren stets argumentiert, aus Notwehr gehandelt zu haben. Da ihr im schlimmsten Fall aber eine lebenslange Haftstrafe drohte, erklärte sie sich zu einem Deal bereit – und bekannte sich der fahrlässigen Tötung schuldig.
Razzia brachte Hunderte Videos zutage
Einer Untersuchung der «Washington Post» aus dem Jahr 2019 zufolge wusste die örtliche Polizei, dass Volar vor seinem Tod minderjährige schwarze Mädchen missbraucht hatte. Nachdem eine 15-Jährige mit nichts als einem BH und einer Jacke bekleidet aus seinem Haus geflohen war, durchsuchte die Polizei Volars Wohnung und fand Hunderte von Videos von sexuellem Kindesmissbrauch; darunter auch Videos von Kizer. Doch während die Ermittlungen weitergingen, liessen Polizei und Staatsanwaltschaft Volar auf freiem Fuss. Einige Wochen später wurde er von Kizer erschossen.
«Es ist Ihnen nicht gestattet, das Instrument seiner Abrechnung zu sein», zitiert die «New York Times» den Richter bei der Urteilsverkündung. «Anders zu entscheiden, hiesse, einen Abstieg in Gesetzlosigkeit und Chaos zu billigen.»
570 Tage der bereits abgesessenen Zeit werden der heute 24-Jährigen angerechnet. Damit verbleiben mehr als neun weitere Jahre hinter Gittern. Eine unabhängige Beraterin für Opfer von Menschenhandel, die Kizer unterstützte, drückte nach dem Urteil ihre Enttäuschung in einer Mail aus. «Heute gibt es im Südosten von Wisconsin Männer, die frei herumlaufen und dafür bezahlt haben, Chrystul sexuell missbrauchen zu dürfen, als sie noch minderjährig war. Sie werden nie zur Rechenschaft gezogen», zitiert die «New York Times» daraus. «An solche Fälle werden sich junge Leute erinnern. Sie werden sagen: ‹Sie haben Chrystul nicht geglaubt, warum sollten sie mir glauben?›»