Er brachte Promi-Sprösslinge nach Yale und Co
Drahtzieher von Elite-Uni-Betrug muss in den Knast

An ihn wandten sich reiche und prominente Eltern, die ihren Kindern den Weg in die Elite-Universitäten ebnen wollten. William «Rick» Singer war der Drahtzieher des grössten Hochschulzulassungsbetrugs in den USA. Nun wurde er zu 3,5 Jahren Gefängnis verurteilt.
Publiziert: 05.01.2023 um 16:19 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2023 um 11:05 Uhr
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William «Rick» Singer steckt hinter dem grössten Hochschulzulassungsbetrug in den USA.
Foto: keystone-sda.ch

Er war die Anlaufstelle für Reiche, die ihre Kinder an Elite-Universitäten sehen wollten. Er schuf die «Seitentüren», wie er es selbst einmal formulierte, wenn es für die Vordertür nicht reichte. Als Gegenleistung nahm er über 25 Millionen Dollar von seinen Kunden ein.

William «Rick» Singer (62) war der Drahtzieher des grössten Hochschulzulassungsbetrugs in den USA, der unter dem Namen «Operation Varsity Blues» bekannt wurde. Er warf ein Licht auf das Zulassungssystem, das längst als manipuliert zugunsten der Reichen galt.

Am Mittwoch wurde Singer in Boston als eine der letzten Personen in diesem Fall zu 3,5 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 10 Millionen Dollar verurteilt, wie der «Guardian» und CNN berichten. Seine Haftstrafe ist die längste, die in diesem Skandal verhängt wurde.

Er bestach Aufnahmeprüfer und College-Trainer

Singer war Eigentümer des Unternehmens für College-Beratung namens «The Key». Um die Kinder in den Elite-Unis zu platzieren, konnte er entweder Prüfer für standardisierte Aufnahmetests bezahlen, damit diese das Testergebnis der Schüler aufblähen. Oder aber er bestach College-Trainer, die Kinder als Rekruten zu bezeichnen, um ihre Chancen für eine Schulaufnahme zu erhöhen. Selbst dann, wenn die Kinder diesen Sport nicht einmal ausübten.

Die Bestechungsgelder sollten die Eltern in der Regel an Singers Schein-Wohltätigkeitsorganisation namens «Key Worldwide Foundation» überweisen, damit sie die Zahlungen als wohltätige Spenden tarnen und günstigerweise zudem von der Steuer absetzen konnten.

Jedoch nur ein Teil der eingenommenen 25 Millionen Dollar wurde für die Bestechung verwendet. Laut Staatsanwaltschaft beläuft sich diese Summe auf 7 Millionen Dollar. Mehr als 15 Millionen Dollar des Geldes seiner Kunden verwendete Singer zu seinem eigenen Vorteil.

Singer kooperierte mit den Ermittlern

Aufgedeckt wurde der Fall um Singer, nachdem ein Angestellter den Behörden von einem korrupten Yale-Fussballtrainer erzählt hatte. Die Spur des Trainers führte zu Singer.

Dieser begann aber im Jahr 2018, heimlich mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Er zeichnete freiwillig hunderte Telefongespräche und trug ein Mikrofon bei Treffen mit Kunden oder Partnern bei sich. So konnte das ganze System aufgedeckt werden. Aber seine Kooperation war laut Staatsanwaltschaft nicht perfekt, denn er warnte mehrerer seiner Klienten.

Auch Eltern und Trainer verurteilt

Als der Fall 2019 bekannt wurde, bekannte sich Singer schuldig. «Um ehrlich zu sein, schäme ich mich für mich selbst», sagte er. Er entschuldigte sich zudem bei seiner Familie, den Schülern und den Schulen.

Neben Singer wurden 2019 als Beteiligte «Full House»-Schauspielerin Lori Loughlin (58), ihr Ehemann und Modedesigner Mossimo Giannulli (59) und der «Desperate Housewives»-Star Felicity Huffman (60) zu bis zu 25 Monaten Gefängnis verurteilt. Auch der ehemalige Georgetown-Tennistrainer Gordon Ernst wurde zu 2,5 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er mehr als drei Millionen Dollar an Bestechungsgeldern kassiert hatte. (hei)

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