Professor Ugur Sahin (55), Mitbegründer des Corona-Impfstoffentwicklers Biontech, ist zuversichtlich, dass sich das Leben bis zum nächsten Winter wieder normalisiert. Biontech will in den nächsten Wochen das erste im Westen zugelassene Impfmittel auf den Markt bringen. Sahin äussert die Hoffnung, dass der Impfstoff die Übertragungsrate des Virus halbiert. Er rechnet mit einem «dramatischen Rückgang der Fälle».
Bis dahin gehören noch viele Hürden genommen. Bis zu einer Normalisierung werde es rund ein Jahr dauern. Das sagte Sahin im Gespräch mit der «BBC». Wenn alles nach Plan laufe, werde der Impfstoff «Ende dieses Jahres, Anfang nächstens Jahres» an erste Länder ausgeliefert. Ziel sei es, bis April nächsten Jahres weltweit mehr als 300 Millionen Dosen zu verabreichen. Das sei zunächst ein Tropfen auf einen heissen Stein und «könnte uns nur den Beginn einer Wirkung ermöglichen», so Sahin.
Die grössere Wirkung werde erst später eintreten: «Der Sommer wird uns helfen, denn die Infektionsrate wird im Sommer zurückgehen.» Als «absolut notwendig» erachtet der Wissenschaftler, «dass wir bis zum Herbst oder Winter nächsten Jahres eine hohe Impfrate erhalten.» Es sei zwingend, dass alle Impfprogramme vor dem nächsten Herbst abgeschlossen sind.
Viele offene Fragen
Noch gibt es zahlreiche Unvorhersehbarkeiten. Der Impfstoff muss von Aufsichtsbehörden erst noch zugelassen werden. Genehmigungen erfolgen nur, wenn die Impfungen als sicher gelten und eine hohe Erfolgsrate aufweisen. Wenn der Impfstoff eingeführt wird, wird es einige Zeit dauern, bis genügend Menschen immunisiert und geschützt sind. Möglicherweise kommen in der Zwischenzeit andere Covid-19-Impfstoffe auf den Markt, die sogar besser wirken.
Laut Biontech und Mitentwickler Pfizer schütze ihr Impfstoff mehr als 90 Prozent der bislang 43’500 Probanden. Das Mittel ist eines von elf Impfstoffen, die sich derzeit in der letzten Testphase befinden. Noch ist beispielsweise aber nicht klar, wie lange die Immunität nach der zweiten Dosis der Biontech-Vakzin anhält und wann eine Auffrischungsimpfung für vollständigen Schutz nötig würde.
Als Nebenwirkungen nennt Sahin leichte bis mässige Schmerzen an der Injektionsstelle für einige Tage. Manche Testpersonen hätten über einen ähnlichen Zeitraum leichtes Fieber aufgewiesen. (kes)