Eklat an australischer Schule
Schüler müssen sich für Männer-Übergriffe entschuldigen

Eltern von Schülern des elitären Brauer College in Australien sind empört: Ihre Söhne mussten bei den Schülerinnen im Namen des männlichen Geschlechts für Übergriffe auf Frauen um Entschuldigung bitten. Für Übergriffe, die sie selber gar nicht begangen hatten.
Publiziert: 30.03.2021 um 13:35 Uhr
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Die Rektorin der Schule, Jane Boyle, sprach von einer «symbolischen Geste», die nicht angemessen gewesen sei.
Foto: Zvg

Am Mittwoch hielt das Brauer-College in Warrnambool im australischen Bundesstaat Victoria eine öffentliche Versammlung ab. Die männlichen Oberstufenschüler wurden dabei aufgefordert, sich symbolisch gegenüber ihren Mitschülerinnen für das Verhalten von Männern zu entschuldigen, wie «The Australian» berichtet.

Ein Schüler sagte anschliessend in einem Video: «Heute muss bei Brauer jeder Junge aufstehen und sich bei jedem Mädchen für Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe und so weiter entschuldigen. Jungs sind heutzutage immer die Bösen, in allem. Ich sage nicht, dass Mädchen nicht vieles durchmachen müssen. Aber Jungs müsse genauso viel durchmachen wie Mädchen.»

Pauschale Verurteilung

Einige Eltern der männlichen Schüler waren wütend darüber, dass diese allein aufgrund ihres Geschlechts pauschal zu den Tätern gezählt würden. Mehrere Eltern meldeten sich bei der Schulleitung.

Danielle Shepherd, eine Mutter, bezeichnete die Aktion als falsch und sagte über ihren zwölfjährigen Sohn: «Er hat nun das falsche Bild, dass alle Jungs als Raubtiere angesehen werden.» Andere begrüssten das Vorgehen der Schule und sahen diesen Schritt als wichtig an.

Rektorin bat um Entschuldigung

Die Rektorin der Schule, Jane Boyle, bat später selber um Entschuldigung. Die Aktion sei gut gemeint, aber nicht angemessen gewesen.

Mit der Veranstaltung hatte die Schule auf die Veröffentlichung einer Online-Petition, nachdem Tausende von sexuellen Vergehen an Schulen Australiens öffentlich geworden waren. Gestartet hatte die Petition die ehemalige Schülerin Chanel Contos der Kambala-Schule in Sydney.

Die Schule geriet schon 2007 in die Schlagzeilen, als sie die sogenannten «Zwei-Ziegel-Regel» aufstellte. Diese verbot es den Schülerinnen und Schülern, sich zu sehr dem andern Geschlecht zu nähern, um sexuelle Kontakte zu verhindern. (gf)

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