Ex-Präsident Hu Jintao muss Parteitag verlassen
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Er sass neben Xi Jinping:Ex-Präsident Hu Jintao muss Parteitag verlassen

Eklat am Parteitag
Das Rätsel um Hu Jintao

Der Eklat um Hu Jintao (79) macht weltweit Schlagzeilen. War ihm wirklich unwohl? Indizien sprechen dagegen.
Publiziert: 23.10.2022 um 13:44 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2022 um 14:17 Uhr
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Xi Jinping (l.) beobachtet ungerührt, wie Hu Jintao vom Ordner aufgefordert wird, den Saal zu verlassen.
Foto: Getty Images

Er kann einem fast leidtun: Hu Jintao (79), Ex-Parteichef, sitzt am Kongress der Kommunistischen Partei auf dem Podium neben Xi Jinping (69). Gerade wurden die ausländischen Journalisten und Kameraleute zurück in den Saal gelassen. Da tritt ein durchtrainierter Mann zu ihm, spricht auf ihn ein, fordert ihn auf, den Platz mit ihm zu verlassen. Ein zweiter Mann tritt hinzu, spricht ebenfalls auf Hu ein.

Doch Hu Jintao will nicht. Versteht nicht. Wehrt sich. Er steht zwar nach Drängen des Mannes auf, als dieser ihn aber am Arm nach draussen geleiten will, weicht er wieder zurück. Es ist eine unwirkliche Szene – zumal daneben Xi Jinping ungerührt nach vorne schaut, ihn nicht beachtet, gar in die andere Richtung blickt. Auch Premierminister Li Keqiang (67), der neben Xi auf der rechten Seite sitzt, richtet seinen Blick starr nach vorne, als ginge ihn das alles nicht an.

Habe sich «nicht wohlgefühlt»

Schliesslich gibt Hu Jintao nach, wird vor den Augen der Weltpresse nach draussen geführt. In China wurde die Szene nicht übertragen, der Name Hu Jintao wird im chinesischen Internet zensiert. Und für den Westen gabs danach auf Twitter – in China gesperrt – die dürftige Erklärung der staatlichen Nachrichtenagentur, Hu habe sich «nicht wohlgefühlt». Seine Mitarbeiter hätten ihn in einen Nebenraum geführt, es gehe ihm nun besser.

Wirklich?

Es gibt Indizien, die gegen diese Version sprechen. Denn es waren mitnichten seine eigenen Leute, die ihn aus dem Saal zerrten.

So berichtet der «Spiegel», dass auf einem Foto der Nachrichtenagentur AP das Namensschild des zweiten Mannes mit den graumelierten Haaren zu sehen ist. Es handelt sich um Kong Shaoxun (53), der direkt Xis bisherigem Stabschef Ding Xuexiang (60) untersteht. Und der erste Mann, der Hu Jintao sogar noch aus dem Sessel hieven will, könnte ein Bodyguard von Xi Jinping sein – einige Nutzer auf Social Media glauben, ihn auf Fotos in seiner Nähe erkannt zu haben.

Hinzu kommt: Wenn Hu Jintao so plötzlich unwohl sein soll, warum weiss er selbst davon nichts? Zumal kein offensichtlicher medizinischer Notfall ersichtlich ist.

Journalisten hätten fünf Minuten warten können

Beobachtern fiel auch das Verhalten vom Mann auf der anderen Seite von Hu Jintao auf: Li Zhanshu (72). Er wirkt überrascht, will offenbar eingreifen und wischt sich noch mit dem Taschentuch über die Stirn. Doch als er aufstehen will, zupft ihn die Nummer fünf in der Parteihierarchie, Wang Huning (67), am Jackett. Setz dich, scheint er ihm zu bedeuten. Misch dich da nicht ein. Wang ist laut «Spiegel» Xis Chefideologe, er wird weiterhin im Ständigen Ausschuss vertreten sein – anders als Li Zhanshu.

Dagegen spricht auch, dass alles am Parteikongress durchgeplant ist. Bis ins letzte Detail. Planung heisst Kontrolle. Sogar die Saaldienerinnen, die den Tee einschenken, tun dies synchron. Eine ZDF-Journalistin berichtete, dass man sie ohne Probleme noch fünf Minuten hätte länger warten lassen können, damit das unwürdige Schauspiel hinter verschlossenen Türen hätte stattfinden können.

Der Westen wird es wohl nie wissen, was die wahren Hintergründe der Aktion waren. Hu Jintao stand für das alte Führungsmodell, für eine Alters- und Amtszeitbegrenzung. Darüber hat sich Xi Jinping bekanntlich hinweggesetzt, hat sich eine dritte Amtszeit gesichert, ist Alleinherrscher – und hat mit der Demütigung von Hu Jintao vielleicht allen gezeigt: Legt euch nicht mit mir an. (neo)

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