Es sei zu laut, die Luftqualität verschlechtere sich stetig und es wird immer dreckiger: Die Einheimischen der kanarischen Insel Teneriffa haben genug. Als deshalb die ersten Touristen der diesjährigen Saison auf der Ferieninsel ankamen, hielt sich die Begeisterung in Grenzen.
Gegenüber der britischen «Daily Mail» erklären Einwohner der kanarischen Insel: «Genug ist genug». Sie haben «die Nase voll» von Touristen, speziell britischen, die «billiges Bier trinken, in der Sonne liegen und minderwertiges Essen essen». Mit einer Touristengebühr und strengeren Kontrollen wollen sie dem Massentourismus entgegenwirken. Mit Graffiti-Botschaften wie «Touristen geht nach Hause» und «zu viele Guiris» unterstrichen die genervten Spanier schon jetzt ihre Nachricht. Guiri ist ein spanisches Slangwort, das Touristen, speziell nordeuropäische und amerikanische, auf abwertende Weise beschreibt.
Mietpreise schiessen in die Höhe
Um gegen den Touristenansturm vorzugehen, organisieren einige Anwohner in der Hauptstadt Santa Cruz Proteste für Einschränkungen im Tourismus. Was die Protestierenden dabei am meisten beschäftigt: die Miet- und Kaufpreise für Wohnungen. Diese steigen rapide an, da viele Vermieter Wohnungen aufkaufen. Nicht nur treibt das die Preise in die Höhe, auch das Angebot verringert sich massiv.
Naturschützer Ivan Cerdeña Molina (36) hilft bei der Organisation dieser Proteste. Für ihn ist klar: «Es ist eine Krise, wir müssen dringend etwas ändern. Die Menschen leben in ihren Autos und sogar in Höhlen, und die Einheimischen können nicht essen, trinken oder gut leben.» Dabei seien Anbieter von Hotels und Ferienwohnungen wie «ein Krebsgeschwür, das die Insel Stück für Stück auffrisst».
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Keine Deutschen und Briten
Anwohnerin Vicky Colomer (63), sieht das Problem in der Art Touristen, die ihre Heimat besuchen: «Wir brauchen qualitativ hochwertigere Touristen, die unsere Kultur und unser Essen tatsächlich erleben und unsere Natur respektieren wollen.» Wer für sie da nicht dazuzählt, sind Briten und Deutsche.
Britische Expats wehren sich vehement gegen die Vorwürfe. Melissa Taylor (47) arbeitet in einem Pub auf der Ferieninsel und betont: «Die Anti-Tourismus-Bewegung hat in letzter Zeit plötzlich einen Höhepunkt erreicht. Ich denke, es ist unfair, was sie sagen, denn ohne Tourismus gäbe es hier nichts.» Allerdings versteht auch sie: Die Wohnsituation auf der Insel eskaliert – ob es nun Schuld der Touristen oder der Regierung ist, bleibt ein Streitthema. (zun)