Es sollte die Reise ihres Lebens werden: Auf Motorrädern erkunden Vicente und Fernanda seit fünf Jahren die Welt. 170'000 Kilometer und 66 Länder liegen hinter dem spanischen Ehepaar. Doch nun widerfuhr ihnen in der indischen Touristenstadt Dumka Schreckliches.
Während sie schliefen, überfielen sieben unbekannte Männer ihr Zelt. Das Ehepaar erzählt in einem Instagram-Video vom Vorfall. Die Männer hätten ihm ein Messer an den Hals gehalten und gedroht, ihn zu töten, erzählt Vicente. Doch es kam noch schlimmer: Vor seinen Augen fielen die Männer anschliessend über seine Frau her. Vicente sagt: «Fernanda haben sie vergewaltigt. Sieben Männer. Diese Hurensöhne.»
Massenvergewaltigungen keine Seltenheit
Das Ehepaar wirkt im Video sichtlich mitgenommen. Sie sind übersät von blauen Flecken, Schrammen ziehen sich über ihre Gesichter. Fernanda kämpft mit den Tränen, während sie mit stockender Stimme in die Kamera spricht: «Wir sind in einem Krankenhaus in Indien. Die Polizei ist auch hier.»
Gewalt gegen Frauen ist in Indien keine Seltenheit. Immer wieder gibt es Medienberichte über sexuelle Überfälle. Im Jahr 2021 wurden etwa fast 32'000 Vergewaltigungen registriert, darunter auch Massenvergewaltigungen. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein. Für internationale Schlagzeilen sorgte die grausame Massenvergewaltigung einer Studentin in einem öffentlichen Bus 2012. Das Verbrechen beherrschte die Medien und die Öffentlichkeit wochenlang.
Das Aussendepartement (EDA) publiziert auf seiner Website unter anderem folgende Reisehinweise zu Indien: «Schenken Sie dem Sicherheitsaspekt bei der Wahl der Unterkunft grosse Aufmerksamkeit.» An abgelegenen Orten empfiehlt das EDA, besondere Vorsicht walten zu lassen. Zudem: «Frauen wird generell zu erhöhter Vorsicht geraten.» Zwar würden sie in männlicher Begleitung weniger belästigt, Vorsicht bleibe aber dennoch geboten.
Drei Täter bereits geschnappt
Das spanische Ehepaar will sich trotz des schrecklichen Erlebnisses nicht entmutigen lassen. In einem weiteren Video richten sich Fernanda und Vicente am Sonntag mit einem Update erneut an ihre 245'000 Follower. Die Polizei konnte bereits drei Täter festnehmen. Die Identität der anderen Flüchtigen sei ebenfalls bekannt. «Die Polizei tut alles, um sie zu schnappen», sagt Vicente. Ausserdem haben Opfer von Sexualverbrechen in Indien ein Recht auf eine finanzielle Ausgleichszahlung. Diese erhielt Fernanda bereits – ein Video der indischen Nachrichtenagentur ANI zeigt, wie Polizeibeamte der Frau einen Scheck in Höhe von einer Million Rupien, also rund 10'000 Franken, überreichen.
Der Vorfall würde ihre positive Erinnerung an Indien nicht trüben, sagt das Paar: «Denkt nicht, dass Indien so ist, weil das ist nicht wahr. Indien ist ein Land mit vielen guten Menschen, ein tolles Land.»