Drosten warnt vor zukünftige Gefahren
«Massentierhaltung ist ein Pandemierisiko»

Die meisten Länder lockern die Corona-Massnahmen oder schaffen sie ganz ab. Trotzdem: Der deutsche Star-Virologe Christian Drosten (49) ist überzeugt, dass die Pandemie nicht vorbei ist – und warnt vor zukünftigen Bedrohungen.
Publiziert: 23.03.2022 um 17:44 Uhr
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Will das Infektionsgeschehen fortan möglichst mit «relativ milden Massnahmen» im Rahmen halten: Christian Drosten, Leiter Virologie an der Berliner Charité.
Foto: imago images/Jens Schicke

Der deutsche Star-Virologe Christian Drosten (49) macht Ende März Schluss mit seinem einflussreichen Corona-Podcast. «Ich brauche Zeit für die Forschung», sagt Drosten in einem Interview mit «Zeit». «Ich habe ein Institut zu leiten. Und ich habe, auch wegen des Podcasts, viele Chancen in der Forschungsförderung nicht wahrnehmen können. Ich muss mich jetzt um die Finanzierung meines Instituts kümmern. Und das kostet gerade sehr viel Arbeitskraft.»

Drosten warnt im Interview unter anderem vor der Massentierhaltung als potenziellem Gefahrenherd durch neue Erreger. Man müsse sich «dringend fragen», so der Virologe, «ob wir unbedingt eine industrielle Schweinemast oder Geflügelhaltung brauchen, wie wir sie jetzt weltweit betreiben». Und man sollte «darüber sprechen, ob Massentierhaltung europäischen Zuschnitts auch in Afrika funktioniert». Drosten: «Solche Grossbetriebe entstehen dort nämlich gerade in der direkten Nähe von Wildtierreservoiren. Ein auf Massentierhaltung basierender Fleischkonsum ist schon ein Pandemierisiko.»

Im Winter «noch einmal härter eingreifen»

Als Zeichen, dass die Pandemie vorbei ist, will Drosten die Einstellung seines Podcasts nicht verstanden haben. Vielmehr gelte es, sich im Sommer auf den Herbst vorzubereiten. «Für Risikopatienten müssen wirksame Medikamente bereitliegen», sagt Drosten. «Und man muss wahrscheinlich mit relativ milden Massnahmen das Infektionsgeschehen kontrollieren. Dabei sind Masken in Räumen weiterhin eines der effizientesten Mittel.» Im Winter müsse man dann «sehr wahrscheinlich noch einmal härter eingreifen», so der Virologe. «Corona ist eben keine Grippe.»

Bis sich in der Bevölkerung wie bei der Grippe eine Gemeinschaftsimmunität einstellt, wird es laut Drosten «Jahre dauern». Darum werde man noch jahrelang «mit relativ milden Massnahmen» im Herbst und Winter die Inzidenzen kontrollieren müssen. «Auffrischungsimpfungen im Herbst mit Fokus auf Risikogruppen können zusätzlich helfen, das Infektionsgeschehen im Rahmen zu halten», sagt Drosten. Allerdings könne man sich nicht darauf verlassen, dass sich jetzt Omikron zu einer neuen Variante verändere und man die Impfstoffe nur ein wenig anpassen müsse. «Da können auch ganz andere Varianten eine Rolle spielen.» (noo)

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