Geraten Berggänger in Not, sind sie meistens dankbar für jede Hilfe, die sie bekommen können – vor allem, wenn es unerfahrene Gipfelstürmer sind. Umso erstaunlicher ist das Gebaren eines jungen deutschen Paares, das in Österreich in Not geriet.
Das Pärchen aus Bayern, 21 und 22 Jahre alt, wollte im Bereich des 2007 Meter hohen Hinterunnütz nordöstlich vom Achensee in den Brandenberger Alpen in der Nacht am Freitag übernachten. Als es dunkel wurde, hatte die Frau aber eine Panikattacke – zumal auch noch ein Gewitter aufzog.
Heli konnte wegen des Gewitters nicht starten
Der Mann rief deshalb gegen 21.15 Uhr die Bergrettung Achensee an und hatte Ortsstellenleiter Sandro Huber am Draht, wie dieser der «Krone» erzählt. «Eine der ersten Fragen, die er mir gestellt hat, war: ‹Was würde die Rettungsaktion überhaupt kosten?› Das war sein Hauptanliegen.»
Der junge Mann berichtete ausserdem, dass er bereits versucht habe, seine Krankenkasse diesbezüglich zu erreichen, allerdings zu später Stunde niemanden mehr erreicht habe. Huber fragte schon mal einen etwas weiter entfernten für Nachteinsätze spezialisierten Rettungsheli an, der ihm aber beschied, wegen des aufziehenden Gewitters nicht starten zu können.
Mann verliess sich auf die Wetter-App
Sandro Huber versuchte, dem Mann zu erklären, dass eine Übernachtung auf einem Gipfel bei Gewitter lebensgefährlich sein könne und dass sich die Panikattacken seiner Freundin wohl verschlimmern würden – was diesen offenbar nicht wirklich beeindruckte. «Er konterte mir, dass laut seiner Wetter-App das Gewitter vorbeiziehen würde», sagt Huber fassungslos der «Krone». «Uns kann man ruhig vertrauen, immerhin sind wir aus der Gegend.»
Und tatsächlich: Das Gewitter kam immer näher. Da auch das Bergretter-Team deswegen nicht auf den Gipfel steigen konnten, wiesen sie das Paar an, den Abstieg über eine gefahrlose Seite des Berges in Richtung Tal anzugehen. Dort habe man die beiden eingesammelt und ihnen ein Hotel organisiert. Immerhin: «Am Ende zeigte sich das Paar einsichtig», berichtet Huber.
Er liess Kollegen zurück
Erst kürzlich kam es in den Bergen zu einem anderen Vorfall, der die Retter am gesunden Menschenverstand einiger Berggänger zweifeln liess. Zwei Männer aus Deutschland waren am Sonntag vor einer Woche für eine Tour in den österreichischen Bergen unterwegs.
Doch einer der Gipfelstürmer (64) kam dabei an seine Grenzen, konnte mit seinem Begleiter nicht mithalten. Doch statt ihm zu helfen, liess dieser ihn zurück, lief bis zu einer Hütte und legte sich schlafen.
Andere Wanderer fanden den geschwächten und verwirrten Mann in Not und alarmierten die Bergrettung. Diese transportierte den Mann mit einer Trage ins Tal. (neo)