Es sind schreckliche Szenen, die sich am Donnerstagabend in Rotterdam (Niederlande) abgespielt haben. Der 32-jährige Fouad L.* erschoss erst seine Nachbarin (†39) und ihre Tochter (†14) in deren Wohnung, dann einen Dozenten (†43) im lokalen Erasmus-Spital.
Jetzt wird bekannt: Die Staatsanwaltschaft hat das Spital schon vor mehreren Monaten vor dem Täter gewarnt. Auf seinem Handy hatte der Amokläufer offenbar Videos, die zeigen, wie Menschen erstochen werden. In einem Schreiben an die Klinik berichtet die Staatsanwaltschaft von Tierquälereien sowie weiteren «beunruhigenden Taten» des Mannes. Laut der niederländischen Zeitung «Algemeen Dagblad» («AD») sei der Inhalt schockierend. Neben Tierquälerei habe L. sich eine unendlich scheinende Liste an Straftaten zuschulden kommen lassen.
Fische sollen keine Gefühle haben
Der erste erwähnte Vorfall ereignete sich im Jahr 2018, als L. mit einer Armbrust auf Fische schoss. «Da Fische seiner Meinung nach keine Gefühle haben, sah er das Problem nicht», schreibt die Staatsanwaltschaft. Die Waffe wurde damals sichergestellt, L. wurde verwarnt.
Nicht so drei Jahre später, als er im August 2021 erwischt wurde, weil er sein Kaninchen getreten und mit einem Ziegelstein beworfen sowie eine Taube mit einem Armbrustpfeil durchbohrt hat. Für Ersteres musste er 40 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Die Nachbarin, die am Donnerstagabend erschossen wurde, rief Berichten zufolge die Polizei und erstattete Anzeige.
Wohnung in unbewohnbarem Zustand
Das Schreiben offenbart, dass die Polizei bei einer Razzia durch die Wohnung von L. noch viel mehr gefunden hat. In seiner Wohnung befanden sich mehrere Tiere in besorgniserregendem Zustand. Weiter stiessen die Beamten auf Waffen und Tierfäkalien. Neben den Videos von erstochenen Menschen fand die Polizei auch nationalsozialistische und rechtsextreme Bilder auf seinem Telefon.
Vergangenes Jahr gab es einen weiteren Vorfall, bei dem L. seinen Hund misshandelt haben soll. Obwohl es Filmaufnahmen der Tat gab, wurde der junge Mann später freigesprochen.
Halbnackt und schreiend auf einem Laubhaufen
Die E-Mail an die Klinik sei bereits Anfang Jahr verschickt worden – kurz bevor L. seinen Abschluss am Klinikum machen sollte. Laut dem Gesetz sei die Staatsanwaltschaft verpflichtet, das Klinikum zu informieren, wenn sie Kenntnis über beunruhigende Verhaltensweise hat. «Wir gehen davon aus, dass diese Erkenntnisse Einfluss auf ihre Entscheidung haben, ob die betreffende Person für das Basisdiplom des Medizinstudiums infrage kommt oder nicht», schreibt die Behörde.
Zeugen berichteten der Polizei weiter, dass L. halbnackt und schreiend auf einem Laubhaufen gelegen habe. Bei einer Befragung, gab der 32-Jährige an, sich wegen seines Alkoholkonsums und seinen Depressionen nicht mehr im Griff zu haben.
Gerüchte besagen, dass die drei Morde und das Legen von Bränden vom Donnerstagabend ein Racheakt dafür waren, dass L. sein Diplom nicht erhalten hatte. Laut «AD» hätten die Dozenten den Studenten immer wieder suspendiert. Auf einer umstrittenen Onlineplattform schrieb der Täter: «Es ist eine dämonische Welt.»
Am Donnerstagabend wurde der mutmassliche Tatverdächtige auf dem Rasen vor dem Spital festgenommen. Er befindet sich in Gewahrsam und soll am Freitag einem Haftrichter vorgeführt werden. (ene)
* Name bekannt