Der 11. September 2001 ist der bis heute wohl schwerste und brutalste Schicksalsschlag in der Geschichte der USA. Über 3000 Menschen starben beim Terrorangriff durch Osama bin Ladens (1957–2011) Al Kaida.
Was folgte, waren mehrere blutige und langjährige Kriege im Nahen Osten, deren Folgen bis heute nachwirken. Auch wenn man Gedankenexperimente stets mit Vorsicht geniessen sollte, ist nicht auszuschliessen, dass eine Welt ohne 9/11 eine ganz andere wäre.
Geheimgespräche in Deutschland
Diese Theorie bekommt jetzt durch die Veröffentlichung eines neuen Buchs plötzlich wieder Auftrieb, wie «Bild» berichtet. Die Schrift enthüllt: Der Anschlag hätte vielleicht verhindert werden können!
In seinem Buch «Verspielt Europa nicht» berichtet der ehemalige deutsche Europapolitiker Elmar Brok (77) Erstaunliches. Dem erfahrenen Aussenpolitiker zufolge hätte es gar nie zu 9/11 kommen müssen, wenn nicht wenige Monate zuvor Geheimgespräche zwischen den Taliban, Deutschland und den USA geplatzt wären.
Laut Brok soll es erstmals im Jahr 2000 zum Kontakt zwischen den Taliban und der CIA gekommen sein. Die Afghanen sollen sich dabei willens gezeigt haben, bin Laden ans Messer zu liefern. Im August desselben Jahres traf Brok als Vermittler dann die Taliban-Delegation im Dortmunder Hotel Wittekindshof.
«Wir werden euch zu bin Laden führen»
Im Oktober folgte eine Zusammenkunft in Washington D.C., einen Monat später kam es zu einer weiteren Runde in Frankfurt. Mit dabei war seinerzeit auch der Taliban-Aussenminister Wakil Ahmed Mutawakel (52).
Die Verhandlungen erwiesen sich als zäh. Nach langem Hin und Her war man sich aber einig: bin Laden sollte nach Europa, am besten nach Deutschland, abgeschoben werden. Kurz darauf liessen die USA den Deal jedoch platzen.
Neuer Vorschlag der Taliban in Richtung USA: «Ihr schickt eure Männer – nicht mehr als zwei oder drei. Und wir werden euch zu bin Laden führen. Dann drehen wir uns um, und ihr erschiesst den Hurensohn vor Ort», schreibt Brok in seinem Buch.
Clinton liess die Gespräche platzen
Auch wenn das Angebot für die USA sicherlich sehr verlockend gewesen sein dürfte, trug die Vereinbarung keine Früchte. Die Niederlage der Demokraten von US-Präsident Bill Clinton (77) bei den Präsidentschaftswahlen 2000 gegen den Republikaner George W. Bush (77) brachte die Gespräche zum Stillstand.
Clinton sei in dieser Übergangsphase offenbar nicht mehr bereit gewesen, solch weitreichende Kommandoentscheidungen zu treffen. Für Brok eine fatale Entscheidung: «Wäre anders entschieden worden, hätte es den 11. September 2001 wohl nicht gegeben.» (ced)