Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (66) hat in einer internen Video-Konferenz mit Fraktionschefs von CDU und CSU über die Corona-Situation gesprochen. Und dabei heftig auf den Panik-Knopf gedrückt. Die «Bild» hat ein Protokoll der wichtigsten Aussagen erstellt.
Demnach sagt Merkel zusammengefasst: «Uns ist das Ding entglitten». Man müsse auf «eine Inzidenz unter 50 kommen, aber jetzt freuen sich alle, wenn wir unter 200 sind.» Die Gesundheitsämter hätten «keine Fähigkeit mehr zur Kontaktnachverfolgung» und es gebe «viele Ausreden».
Das sei «alles furchtbar, man nennt es Naturkatastrophe», führt Merkel aus. Ihre Lösung, um Corona in den Griff zu kriegen: «Wir müssen noch strenger werden».
«Warum können wir Reisen nicht verbieten?»
Beispielsweise, indem über das Reisen noch einmal nachgedacht werde. «Hundertmal habe ich die Frage in den Runden gestellt: Warum können wir die Reisen nicht verbieten? Dann bekomme ich immer die auf ehemalige DDR-Bürger gemünzte Antwort, dass wir ein freies Land sind. Man kann zwar 15 Kilometer Sperrzone einführen, aber es ist schwer, Reisen in die Welt zu verbieten.» Alleine an Weihnachten seien «täglich 50’000 auf die Kanaren und die Malediven geflogen».
Merkels Idee: «Das Reisen unattraktiver machen.» Beispielsweise durch Quarantäne, führt die Kanzlerin aus. Zudem müsse man «den Flugverkehr so ausdünnen, dass man nirgendwo mehr hinkommt. Das habe ich auch Horst Seehofer (Deutscher Innenminister) versucht zu erklären, dass er das prüft.» Auch wenn «die Lufthansa dann dagegen protestieren wird». Zudem fordert Merkel – nicht zum ersten Mal – ein «härteres Grenzregime» und mehr Tests in Altersheimen.
«Öffnungen Mitte Februar nicht gesichert»
Deutschland hat schon heute wesentlich strengere Massnahmen als die Schweiz. Im Privaten darf man sich mit maximal einer Person ausserhalb des eigenen Haushalts treffen, es herrscht eine FFP2-Maskenpflicht, Schulen und viele Läden sind seit Mitte Dezember geschlossen und Restaurants, Clubs und Bars sind bereits seit Anfang November zu. Die meisten der Massnahmen gelten bis zum 14. Februar.
Vermutlich allerdings noch länger, wie Merkel ihren Kollegen während der Konferenz klar macht. Man könne jetzt nicht über Öffnungen sprechen, sagte die Kanzlerin laut «Bild». Und weiter: «Die Öffnungen Mitte Februar sind nicht gesichert.»
Ohnehin müsse man «andersum öffnen, als beschlossen: «erst Kitas und Schulen, dann Geschäfte, dann Restaurants.»
Impfungen als Hoffnungsträger
Nach diesen deutlichen und düsteren Worten wird die Kanzlerin gegen Ende noch versöhnlicher. Der grosse Hoffnungsträger: die Impfungen. «Die Geschichte der Menschheit ist voller Pandemien. Bei der Spanischen Grippe gab es keinen Impfstoff. Jetzt haben wir Aussicht auf ein Ende. Daran müssen wir arbeiten und die Zahl der Fälle klein halten. Dann gibt es auch keine Mutationen.»
Allerdings: Mit den Impfungen geht es derzeit nicht wunschgemäss voran. Biontech/Pfizer mussten bereits Lieferengpässe anmelden und Astrazeneca, das der EU bis Ende März 80 Mio Dosen liefern wollte, kann laut EU-Angaben bis zu dem Zeitpunkt nur gerade 31 Mio Dosen liefern. (vof)