Merkwürdig gehemmt erschien Ron DeSantis (44) in den vergangenen Monaten, wenn er zu seinem einstigen Förderer Donald Trump (76) befragt worden war. Er liess sich kaum zu Kritik hinreissen, tänzelte wie ein Boxer um jeden konkreten Schlag herum, den er ihm hätte versetzen können.
Damit ist jetzt Schluss.
Am Mittwoch hat DeSantis seine Kandidatur bekannt gegeben und damit offensichtlich gleich seine Samthandschuhe betreffend Donald Trump ausgezogen. Das muss er auch – schliesslich ist dieser sein ärgster Konkurrent und in Umfragen meilenweit voraus.
Seine Hauptvorwürfe:
- «Schwach» in «Law and Order»
- «Er hat 8 Billionen Dollar Schulden gemacht»
- «Er hat Fauci die Zügel überlassen»
- «Er rückt gegen links»
In diversen Interviews begann er, sich gegen Donald Trump einschiessen.
Recht und Ordnung, was die Amerikaner so lieben, das habe er mit seiner Politik untergraben. Darin sei er «schwach» und ausserdem «nach links» gerückt. Zum Beispiel mit dem First Step Act – eine Massnahme zur Reduzierung von Gefängnisstrafen und Förderung der Rehabilitation – den Trump 2018 eingeführt hatte.
«Er hat dieses Gesetz erlassen, im Grunde ists ein Gesetz zum Ausbruch aus dem Gefängnis!» DeSantis kündigt an, den First Step Act sofort aufzuheben, sollte er gewählt werden. Er wettert: «Es hat dazu geführt, dass gefährliche Menschen aus dem Gefängnis entlassen wurden, die jetzt rückfällig geworden sind und einer Reihe von Menschen wirklich sehr, sehr wehgetan haben.»
Was DeSantis – typisch Wahlkampf – in diesen Interviews verschweigt: Er selbst stimmte damals im Kongress für die erste Version des Gesetzesentwurfs.
DeSantis hätte Fauci entlassen
Das wird ihm von Trumps Team sofort um die Ohren gehauen. Sprecher Steven Cheung sagt zur «New York Times»: «Er kann vor seiner katastrophalen, peinlichen und energiearmen Wahlkampfankündigung nicht davonlaufen. Anfängerfehler!»
In einem Interview mit dem rechtskonservativen Ben Shapiro machte DeSantis Trump Vorwürfe zu seinem Umgang mit der Corona-Pandemie. Vor allem das Feindbild der Republikaner, der Top-Virologe Anthony Fauci ist DeSantis ein Dorn im Auge.
«Er stellte Fauci in den Vordergrund und übergab ihm die Zügel und ich denke, das hatte schreckliche Konsequenzen für die Vereinigten Staaten», sagt DeSantis. Die Lockdowns hätten das Leben von «Millionen von Menschen» zerstört. DeSantis sagt, dass Fauci hätte entlassen werden sollen – «aber Trump hat ihn auch noch geehrt».
DeSantis sprach auch mit dem konservativen Radiomoderator Matt Murphy. «Trump ist ein anderer Typ als zu der Zeit, als er 2015 kandidierte. Ich weiss nicht, was mit ihm passiert ist.» Die Ernennung von Christopher Wray als FBI-Direktor sei ein Fehler gewesen, er werde diesen «am ersten Tag» als Präsident entlassen.
«Seine Umfragewerte sinken wie ein Stein!»
Und DeSantis macht sich ausserdem darüber lustig, dass Trump «in nur vier Jahren als Präsident Schulden in Höhe von fast 8 Billionen US-Dollar angehäuft hat».
Und Trump? Der reagiert wie gewohnt mit Frontalangriff: «Rob DeSanctimonious und seine Umfragewerte sinken wie ein Stein!»