Auf einen Blick
- Biden hält seine letzte Rede vor der Uno
- Der US-Präsident warnt vor Putins Krieg und globalen Krisen
- Er habe sich seit 50 Jahren für Frieden und Stabilität eingesetzt
Die Hand aufs Herz, ein kurzer Gruss – und weg war er. Joe Bidens (81) letzter Auftritt als US-Präsident auf dem internationalen Parkett dauerte keine 30 Minuten. Inhaltlich brachte sein Auftritt nichts Neues. Zwischen den Zeilen aber hatte es Bidens Rede vor der Uno-Vollversammlung in sich. Das zeigte nur schon die Reaktion des russischen Uno-Botschafters.
Der drückte demonstrativ auf seinem Handy herum, während Biden vorne auf der Bühne verkündete: «Putin und sein Krieg haben versagt!» Die Ukraine sei nicht zerstört – und die Nato stärker denn je. Das wollte der Russen-Diplomat natürlich nicht hören.
Doch auch Wolodimir Selenski (46) sprühte nicht grad vor Zuversicht während Bidens Rede. Der ukrainische Präsident, der in New York dieser Tage für seinen Siegesplan wirbt – primär geht es ihm darum, von den westlichen Waffenlieferanten grünes Licht für Langstrecken-Angriffe auf russisches Territorium zu erhalten –, weiss ganz genau, dass nach den US-Wahlen Anfang November bald ein anderer Wind wehen und ihm endgültig die Unterstützung für seinen Abwehrkrieg gegen Russland ausgehen könnte.
Leeres Ukraine-Versprechen
Genau davor warnte Biden. «Wir dürfen nicht nachlassen – und wir werden der Ukraine helfen, bis sie ihren Sieg erringt», betonte er.
Ähnlich scharf wurde der scheidende US-Präsident bei seiner Analyse des Krieges im Nahen Osten. Das «unschuldige Sterben» auf beiden Seiten müsse ein Ende nehmen, sofort. Biden verwies mit Nachdruck auf seinen Friedensplan, den er mit Ägypten und Katar ausgearbeitet habe und der die letzte Chance sei, die Region vor einem grossen Krieg zu retten.
Mehr zu Biden und den US-Wahlen:
Worüber der mächtigste Mann der Welt auch sprach – Pekings Kraftmeiereien im südchinesischen Meer, die Millionen hungernden im Sudan, die Gefahren von KI: Er wirkte über weite Strecken wie ein enttäuschter Lehrer, der seiner Abschlussklasse in der allerletzten Lektion vor den langen Sommerferien die Leviten liest. «Ihr habt mich enttäuscht»: Das hat Biden so zwar nicht gesagt, aber überdeutlich angetönt.
Bidens Warnung an die Welt-Elite
50 Jahre lang habe er sich für Frieden und Stabilität eingesetzt, seit seiner Wahl in den Senat 1972. Die Welt stehe heute wieder am Scheideweg. Nur, wenn sich die globale Macht-Elite am Riemen reisse, sei die Wende zum Guten möglich: «Denkt daran, wen ihr hier vertretet: euer Volk», rief Biden in den vollen Saal. «Die Menschen in euren Ländern sind wichtiger als eure Macht.» Das habe er selbst erkennen müssen, als er sich im Sommer entschied, seine Präsidentschaftskampagne abzubrechen.
Zum Abschluss zitierte er den südafrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela: «Alles scheint unmöglich, bis es einer macht.» Das zählt leider nicht nur für das Gute, sondern auch für territoriale Angriffe auf europäische Länder im 21. Jahrhundert. Die Uno hat sich jüngst als wenig potent erwiesen, solche unmöglichen Unmöglichkeiten zu verhindern. Bidens scharfe Abschiedsworte werden daran wenig ändern.