Der Photoshop-Shitstorm um Prinzessin Kate ist nur das jüngste Beispiel
Darum kommen die Windsor-Frauen immer in den PR-Fleischwolf

Die Liste ist ellenlang: Diana Spencer, Sarah Ferguson, Meghan Markle – und jetzt auch noch Kate Middleton. Sie werden Ablenkung von den eigentlichen Problemen benutzt: den Männern von Windsor. Dafür zahlen die Prinzessinnen alle einen hohen Preis.
Publiziert: 21.03.2024 um 17:03 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2024 um 17:17 Uhr
«Und wenn sie nicht gestorben sind...»: So märchenhaft ist Kates Ehe mit Prinz William leider nicht. Und das hat klare Gründe.
Foto: WireImage
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

In den Märchen ist der Fall klar: Heiratet eine junge Frau ihren Prinzen und wird endlich Prinzessin, ist das Happy End nicht mehr weit. Doch in Realität ist das vermeintliche Happy End eher der Anfang aller Probleme, wie das Beispiel England zeigt. Diana Spencer (1961–1997), Sarah Ferguson (64), Meghan Markle (42) und jetzt auch noch Kate Middleton (42) mit ihrer Foto-Panne: Es scheint fast so, als stehe ein stationärer Shitstorm über den Windsor-Frauen – während die blaublütigen Herren vergleichsweise glimpflich aus Skandalen kommen.

Ist das Kalkül? Dienen die Windsor-Frauen ihren Männern quasi als menschliche PR-Schutzschilde? Eine Spurensuche zwischen Steuergeld, Unterhaltungswert und der Zeugung von Thronfolgern.

Prinzessinnen-Leben wird zum Albtraum

Die Bilderbuch-Liebesgeschichten von hübschen Prinzen und frommen Prinzessinnen werden uns von klein auf eingetrichtert, beinahe jedes Mädchen träumt davon, Prinzessin zu sein. Das sieht auch Leonhard Horowski (51), deutscher Historiker und Experte für europäische Monarchien, so. «Dieser Prinzessinnen-Traum ist weit verbreitet und schwirrt vielen durch den Kopf», sagt er zu Blick.

Da es in Europa aber einen Mangel an heiratsfähigen Monarchen gibt, leben nur wenige diesen Traum. Und wenn sie es tun, merken sie schnell: Der Traum vom Prinzessin-Sein ist eher ein Albtraum.

Am eigenen Leib erfahren mussten das eine Vielzahl britischer Prinzessinnen und Möchtegern-Prinzessinnen: Diana Spencer, Sarah Ferguson, Camilla Parker Bowles, Meghan Markle und nun auch Kate Middleton (die bislang noch glimpflich davongekommen ist) mussten sich der ungebändigten Kritik der Öffentlichkeit stellen.

Kate erntet Foto-Shitstorm

Neulich teilte der Palast ein Bild von Kate, die mit ihren drei Kindern posiert – das erste Lebenszeichen seit Januar. Doch was als süsse Geste gedacht war, verwandelte sich in ein PR-Desaster. Das Bild war nämlich bearbeitet. Kate nahm die Schuld auf sich, behauptete, sie wollte ihre Photoshop-Skills unter Beweis stellen.

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Kate Middleton, die Prinzessin von Wales, war über Jahre hinweg der Vorzeige-Royal der britischen Monarchie.
Foto: imago/PA Images

Die australische Journalistin und Royal-Expertin Daniela Elser bezeichnete Prinzessin Kate daraufhin als «Chaosbringerin» und als «globale Figur der Demütigung und des Spottes für das Königshaus». Das wirft die Frage auf: Warum müssen die Windsor-Damen so oft durch den Fleischwolf?

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Royalexperte Horowski: Da die Monarchen nicht mehr selbst regieren, sind sie nur noch dekorativ – und brauchten eine neue Aufgabe. «Die Mitglieder des Königshauses müssen täglich beweisen, dass die Monarchie den Steuerzahlern einen Gegenwert für ihr Geld bietet. Ihr Versuch, sich als Musterfamilie zu präsentieren, hat aber gerade deshalb Unterhaltungswert, weil er regelmässig scheitert.» Die britischen Royals sind also von mächtigen Monarchen zu Blattgold-Kardashians mutiert.

Wieso immer die Frauen?

Warum geraten immer die Prinzessinnen ins Kreuzfeuer, während ihre Prinzen oft ungeschoren davonkommen? Die kurze Antwort von Horowski: «Das Patriarchat macht auch vor dem britischen Königshaus nicht Halt. Wenn in der Familie etwas schiefläuft, gibt es die Tendenz, dass Beobachter der Frau die Schuld geben.»

Die lange Antwort: Die Prinzessinnen dienen seit jeher als eine Kombination aus Zuchtstuten und Schaufensterpuppen. Ihre Aufgabe ist es, schlank zu bleiben, wenig zu sagen, gut gekleidet zu sein und Thronfolger zu zeugen. Wenn der Ruf eines ranghöheren, männlichen Windsor bedroht ist, spielen die Frauen eine weitere wichtige Rolle: als menschliche Schutzschilde. 

Liste der Beispiele ist ellenlang

Hat König Edward VIII. im Jahr 1936 abgedankt und ist nach Frankreich geflohen, um mit seiner geliebten Wallis Simpson zusammen zu sein? Macht auf jeden Fall die geschiedene Amerikanerin Simpson dafür verantwortlich. Sie hat ihn ja schliesslich verführt, dieses Flittchen. So die Erzählung.

Hat sich Prinz Charles eine Geliebte genommen? Gebt seiner Frau Diana die Schuld, dass er ihr nicht treu bleibt – und nennt die Geliebte – jetzt Königin Camilla – hässlich. Seit Charles und Camilla gekrönt wurden, wurde sie zwar verschont. Aber wir kennen das Muster ja.

Hat sich Prinz Harry geweigert, seinen familiären Pflichten nachzukommen, und ist ins sonnige Kalifornien abgewandert? Geben wir seiner «narzisstischen», amerikanischen Frau die Schuld, dass sie ihn umgarnt hat. Und vielleicht hätten alle mehr auf die Freundschaft von Prinz Andrew mit Jeffrey Epstein, einem verurteilten Sexualstraftäter, achten sollen statt auf das Gewicht seiner Frau Sarah Ferguson.

Und Kate? Ihre Zurückhaltung in Bezug auf ihre Gesundheit, ihr offensichtlicher Unwille, Einzelheiten ihrer Krankheit oder Bilder ihrer Genesung mit der Welt zu teilen, wurde – ungünstigerweise – mit der Offenheit von König Charles III. bezüglich seiner Krebserkrankung verglichen, erklärt Experte Horowski. Als Kate sich dann doch entschloss, ein bisschen Privatsphäre zu opfern und ein Bild ihrer strahlenden Familie zu teilen, explodierte das Internet – und nicht vor Begeisterung. Was die Photoshop-Toleranz des Publikums angeht, unterscheiden sich die Windsors immerhin noch von den Kardashians.

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