Es tönte nach einem unfassbaren Drama. Vater Florian A.* geht mit seinem unheilbar kranken Sohn Leon (†6) mitten in der Nacht in Tirol spazieren, da er sich dann am ehesten beruhigen lässt. Doch dann wird Florian A. überfallen. Der Sohn fällt aus dem Kinderwagen in einen Fluss und ertrinkt. Am Morgen danach wird A. von Passanten bewusstlos aufgefunden. Die Leiche seines Sohnes wird später auf einer Sandbank gefunden.
Der Fall löste über die Grenzen Österreichs hinaus Fassungslosigkeit aus. Lange Zeit schien es keine heisse Spur zu geben, die Polizei tappte im Dunkeln.
Vater steht unter Mordverdacht
Nun die grosse Wende: Der aus Hessen (D) stammende Vater des Jungen wurde am Montag von der Tiroler Polizei festgenommen und steht unter Mordverdacht. Laut Ermittlern der Polizei sollen einige Details nicht zusammengepasst haben. So sollen die Körpertemperatur und Verletzungen des Vaters nicht mit der Schilderung der Tat übereingestimmt haben.
Auch bei der Untersuchung des Schrittzählers fanden die Beamten Indizien für Unstimmigkeiten. Der Schrittzähler passte nicht mit einem Raub zusammen. Die Beamten vermuten, dass der Vater sein Handy selber in einen Mülleimer geworfen hatte, wo es später gefunden wurde. Ausserdem soll er die Prosecco-Flasche, mit der er angeblich niedergeschlagen wurde, selber mitgeführt haben. Aufschluss darüber gab ein Bild einer Überwachungskamera, das den Kinderwagen des Jungen zeigt. Darin: genau eine solche Flasche.
Die Ermittler glauben, dass der Vater aus Verzweiflung und Überforderung mit den schweren Einschränkungen seines Sohnes die Tat selber begangen hat und seinen Sohn erlösen wollte.
Er streitet alles ab
Der Ex-Zeitsoldat, Gebirgsjäger und Fitnesstrainer bestreitet die Vorwürfe und gibt an, zum Zeitpunkt des Unglücks bewusstlos gewesen zu sein. «Natürlich hat mein Mandant seinen Sohn nicht umgebracht und ist sehr bestürzt über die Vorwürfe. Er weist alle Behauptungen zurück», liess sein Anwalt vermelden.
Leon litt an einem Gen-Defekt mit starken Verlangsamungen der motorischen und geistigen Entwicklung. Der Defekt führt zu lebenslangen Störungen, autistischen Verhaltensweisen und starken epileptischen Anfällen.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass Florian A. vorerst für 14 Tage in Untersuchungshaft bleiben muss. «Mehrere Indizien haben sich inzwischen zu einem Bild gefügt, das den dringenden Tatverdacht erhärtet», gab die Innsbrucker Staatsanwaltschaft gegenüber «Bild» an. Für den Vater gilt die Unschuldsvermutung. (ene)
*Name bekannt