Der Jet hätte in Afghanistan eingesetzt werden sollen
Schweden wollte Gripen-Wert mit Bombardements steigern

Exakt zum Zeitpunkt, als die Schweiz einen neuen Kampfjet evaluierte, wollte Schweden seinen eigenen Gripen in Afghanistan einsetzen. Ziel: den Flieger testen und den Marktwert steigern. Das enthüllt die Plattform Wikileaks.
Publiziert: 01.09.2021 um 07:57 Uhr
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Der Gripen war für den Bundesrat erste Wahl, 2014 wurde er aber an der Urne bachab geschickt.
Foto: Blick
Guido Felder

Die Seite Wikileaks enthüllt einen brisanten Bericht. Laut dem vertraulichen Dokument wollten die schwedischen Streitkräfte 2008 Afghanistan mit ihrem Kampfjet Gripen bombardieren. Ziel: den Marktwert des Fliegers steigern!

Man erinnert sich: Genau zu jener Zeit verglich die Schweizer Luftwaffe den schwedischen Gripen mit dem Rafale und dem Eurofighter. Die Schweiz entschied sich für den Kauf von 22 Gripen für 3,126 Milliarden Franken. Die Schweden-Jets hätten die veralteten Tiger ersetzen sollen. 2014 wurde der Gripen-Deal aber an einer Referendumsabstimmung bachab geschickt.

Schreiben des US-Vize-Botschafters

Beim auf Wikileaks veröffentlichten Schreiben handelt es sich um ein vertrauliches Telegramm des amerikanischen Vize-Botschafters in Schweden, Robert Silverman, an die Nato-Streitkräfte in Afghanistan. Er schlug darin vor, was Schweden noch mehr für den Einsatz am Hindukusch tun könnte.

Der Ausschnitt aus dem vertraulichen Telegramm.
Foto: Wikileaks

Silverman schrieb: «Die schwedischen Streitkräfte haben öffentlich die Entsendung von JAS Gripen-Kampfflugzeugen nach Afghanistan vorgeschlagen. Das schwedische Militär hat sich für den Einsatz eingesetzt und argumentiert, dass mögliche Kampferfahrungen gut für die Luftwaffe wären – und die Marktfähigkeit des Gripen verbessern würden.»

Kritik an Schweden

Nach dem Bekanntwerden des vertraulichen Schreibens hagelt es im Netz Kritik. Ein User schreibt: «Schweden ist ein weiteres westliches Land, das immer über Menschenrechte spricht. Heuchelei in Reinkultur.»

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Ein Kommentar lautete: «Ihre Kampfjets ‹vermarkten›, indem Sie Tausende, wenn nicht Millionen Unschuldige töten?» Und ein anderer User schrieb: «Ich kann es nicht glauben. Diejenigen, die andere als barbarisch beschuldigen, schlagen vor, Afghanistan zu bombardieren, um ihre Waffen zu testen. Wer ist barbarisch?»

Minister war gegen Einsatz

2008 standen im Afghanistan 365 schwedische Soldaten im Einsatz. Im Schreiben bat der US-Vize-Botschafter die Nato, Schweden unter Druck zu setzen, damit das Land zusätzliche Arbeitskräfte, Helikopter und eben Kampfjets bereitstelle.

Doch der damalige Verteidigungsminister Sten Tolgfors (55) stellte sich gegen eine Entsendung der Gripen nach Afghanistan. Dafür stellte er Rettungshelikopter und noch mehr Personal – insgesamt 500 Personen – zur Verfügung. Im Mai 2021, noch rechtzeitig vor dem Sturm der Taliban, hat sich Schweden aus Afghanistan zurückgezogen.

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