Die Geschichte klingt wie ein Roman aus dem Kalten Krieg. Der US-Geheimdienst CIA konnte vor Jahrzehnten einen russischen Spion rekrutieren. Aber nicht irgendeinen. Sondern einen ranghohen Agenten, der bis in die obersten Etagen des Kremls aufgestiegen war. Doch 2017 musste der Spion abgezogen worden – es wurde zu heiss für ihn. Eine Enttarnung drohte.
Auch der umstrittene Umgang von US-Präsident Donald Trump (73) und dessen Regierung mit Geheimdienstinformationen habe zum Abzug des Agenten geführt, berichtet der TV-Sender CNN und beruft sich mehrere Quellen. Über mehr als zehn Jahre habe der Informant Washington wichtige Einblicke geliefert.
Laut der «New York Times» war der Spion einer der wichtigsten Informanten der CIA. Besonders im Zusammenhang mit dem US-Wahlkampf 2016. Seine Informationen hätten auch massgeblich zu Schlussfolgerungen des US-Geheimdienstes geführt, dass Putin die Einmischung Moskaus in den US-Wahlkampf 2016 befohlen habe.
Trump an der Entlassung Schuld?
Der Abzug des Top-Informanten sei daher auch mit Blick auf den anstehenden US-Präsidentschaftswahlkampf ein Verlust. Putin, der selbst früher Geheimdienstoffizier war, hatte eine Einmischung mehrfach ausdrücklich zurückgewiesen.
Die Entscheidung zum Abzug sei nach einem Treffen zwischen Trump und Russlands Aussenminister Sergej Lawrow (69) im Weissen Haus erfolgt, schrieb CNN. Zeitungen hatten damals gemeldet, Trump habe bei dem Gespräch sensible Geheimdienstinformationen preisgegeben.
Beim CIA habe dieser Vorgang - obwohl er nicht direkt mit dem Agenten zusammenhing - für Bedenken gesorgt und letztlich zum Abzug geführt. CIA und das Weisse Haus widersprachen offiziell der Darstellung des Senders.
Behörden fürchteten einen Doppel-Agenten
Die US-Geheimdienste fürchteten 2016, dass die Deckung des Maulwurfs auffliegen könnte und boten ihm an, ihn aus dem Kreml zu holen. Dieser verneinte das Angebot zunächst – angeblich aus familiären Gründen. Das zögerliche Verhalten machte die CIA aber stutzig. Der Geheimdienst vermutete, der Spion könnte eventuell ein Doppelagent sein. Schliesslich willigte er doch noch ein.
Mit dem Rückzug des Spions blieben die USA demnach im Wahlkampf bei den Zwischenwahlen 2018 auf beiden Augen blind. Name und aktueller Aufenthaltsort des Agenten werden von den US-Behörden geheimgehalten.
Medienspekulationen gefährdeten seine Deckung
Dass der Kreml mit ausländischen (Doppel-)Spionen nicht gerade zimperlich umgeht, zeigte jüngst Sergei V. Skripal. (BLICK berichtete) Auf den ehemaligen Doppelangenten und seine Tochter wurde im März 2018 ein Gift-Anschlag verübt. Umso schneller wollten die USA ihren Spion aus dem Kreml holen.
Laut Quellen der «New York Times» sorgte aber nicht Trumps leichtsinniger Umgang mit geheimen Informationen haben für den Rückruf des Spions. Vielmehr hätten Spekulationen in US-Medien den Informanten gefährdet. Laut CNN lieferte der Moskauer Informant mitunter Bilder von Dokumenten auf Putins Schreibtisch. Weder seine Identität noch sein Aufenthaltsort seien bekannt, hiess es in den Berichten. (SDA/spr)