Das sind die neuen Corona-Massnahmen in Grossbritannien
Johnson zieht Schraube an und droht mit Armee

Kein europäisches Land ist von Corona derart betroffen wie Grossbritannien. Zurzeit gibt es über 400’000 Infizierte und rund 42’000 Tote. Nun gibts verschärfte Massnahmen, die Premierminister Boris Johnson mit Hilfe der Armee durchsetzen will.
Publiziert: 23.09.2020 um 11:11 Uhr
|
Aktualisiert: 24.09.2020 um 16:08 Uhr
1/10
Will für die Umsetzung der Corona-Massnahmen nötigenfalls die Armee aufbieten: Premierminister Boris Johnson.
Foto: AFP

Die Corona-Krise in Grossbritannien verschlimmert sich weiter: In den vergangenen Tagen kamen fast täglich 3500 bis 4400 neue Fälle hinzu, die Zahl der Infektionen verdoppelte sich ungefähr innerhalb von sieben Tagen. Verbreitet sich das Virus ungehindert im gleichen Tempo weiter, könnte Grossbritannien Mitte Oktober fast 50’000 Fälle pro Tag zählen, warnen führende Gesundheitsexperten.

Das Land befinde sich an einem «gefährlichen Wendepunkt», sagte Premierminister Boris Johnson (56), der sich selber infiziert hatte und im April auf die Intensivstation verlegt werden musste. Um die Ansteckungen zu stoppen, hat er neue Massnahmen angekündigt, die ab Donnerstag gelten sollen und die er notfalls mit der Armee umsetzen wolle. Johnson: «Wir werden die Regeln mit härteren Strafen von bis zu 10’000 Pfund durchsetzen. Wir werden mehr Polizei auf die Strasse bringen und bei Bedarf die Armee zur Unterstützung aufbieten.»

Ein Regierungssprecher stellte klar, dass Soldaten gegebenenfalls Büroaufgaben übernehmen oder Plätze bewachen sollten, für die sonst die Polizei zuständig ist. Das Militär solle keine neuen Befugnisse bekommen oder Bussgelder verhängen. Es gehe vielmehr darum, weitere Kapazitäten für Kontrollen bei der Polizei zu schaffen.

Das sind die neuen Regeln:

  • Pubs, Bars und Restaurants schliessen um 22 Uhr.
  • In den Restaurants gibts nur Service am Tisch.
  • Masken sind für Restaurantpersonal sowie Kunden, die nicht sitzen, obligatorisch.
  • Masken sollen auch in Geschäften und Taxis Pflicht sein.
  • Die Berufstätigen sollen vor allem wieder im Homeoffice arbeiten.
  • Hochzeiten dürfen mit höchstens 15 Gästen gefeiert werden.
  • An Beerdigungen dürfen höchstens 30 Personen teilnehmen.
  • Indoorsport darf mit höchstens sechs Personen ausgeübt werden.
  • Pläne, den Fans die Rückkehr zu Sportanlässen zu ermöglichen, werden unterbrochen.

Noch weiter gehen die Schotten. Dort soll es verboten werden, Leute in deren Haus zu besuchen. Im Garten dürfen sich bis sechs Personen treffen.

«Unsichtbarer Feind»

Boris Johnson nennt Corona «die grösste Krise, mit der die Welt in meinem Leben konfrontiert war». Es habe zu viele Verstösse gegen die Regeln gegeben, was es «unserem unsichtbaren Feind» ermöglicht habe, unentdeckt durchzukommen. Johnson: «Die tragische Realität bei Covid ist, dass ein milder Husten der Todesstoss für jemand anders sein kann.»

Die Opposition im britischen Parlament hat Premier Boris Johnson aufgefordert, seinen Vorschlag für einen Einsatz des Militärs im Kampf gegen die Corona-Pandemie genauer zu erklären.

Ein Abgeordneter der Labour-Partei fragte in einem Schreiben am Mittwoch, was genau die Soldaten in einem solchen Fall tun und wie die Kosten dafür gestemmt werden sollten. Aussenminister Dominic Raab (46) warf der Opposition daraufhin «Panikmache» vor. (gf)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?