Boris Johnson auf Intensivstation!
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Zustand verschlechtert:Boris Johnson auf Intensivstation!

Premierminister liegt auf der Intensivstation
Was passiert, wenn Boris Johnson am Coronavirus stirbt?

Der Zustand des Briten-Premiers hat sich am Montag rapide verschlechtert. Vorläufig übernimmt Aussenminister Dominic Raab – doch einen festen Plan für die Johnson-Nachfolge hat Grossbritannien nicht.
Publiziert: 07.04.2020 um 13:38 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2020 um 09:38 Uhr
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Der sichtlich angeschlagene Johnson leitete bis Sonntag noch Videokonferenzen der Regierung.
Foto: AFP
Fabienne Kinzelmann

Boris Johnson (55) liegt auf der Intensivstation. Die Nachricht schockte am Montagabend nicht nur Grossbritannien.

Nun hat der an der Lungenkrankheit Covid-19 erkrankte britische Premierminister die erste Nacht überstanden. Und es gibt eine gute Nachricht: Johnson ist stabil. Das sagte am Dienstag ein Regierungssprecher. Dem Briten-Premier sei zwar Sauerstoff zugeführt worden, aber er «atmet selbstständig ohne jegliche Unterstützung». Eine erste Entwarnung hatte am Morgen bereits Staatsminister Michael Gove (52) dem Radiosender LBC gegeben. Johnson habe zwar Sauerstoffunterstützung bekommen, «aber er war nicht an einem Beatmungsgerät».

Es ist ein gutes Zeichen, dass Johnson bislang nicht an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden musste. Die «Times» berichtete unter Berufung auf eine Quelle im Krankenhaus, dass Johnson 4 Liter Sauerstoff benötigt habe: «Der normale Grenzwert für die Intensivpflege liegt bei 15 Litern, was darauf hindeutet, dass er in einem besseren Gesundheitszustand war als solche Patienten im Allgemeinen.»

Johnson erlebte den typischen Verlauf

Der als «Brexit-Boris» bekannte Briten-Premier befand sich bereits seit dem 27. März in Quarantäne. Auf Instagram schrieb er: «In den letzten 24 Stunden habe ich milde Symptome entwickelt und wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Ich isoliere mich nun selbst, werde aber via Videokonferenz den Kampf der Regierung gegen das Virus weiter führen.»

Doch seine Symptome wie Fieber und Husten besserten sich nicht. Am Sonntag wurde er schliesslich zur Untersuchung in das St. Thomas' Hospital gebracht. Die staatliche Klinik liegt in der Nähe des Parlaments. Am Montagnachmittag hatte sich der Zustand des 55-Jährigen plötzlich derart verschlechtert, dass Johnson abends auf die Intensivstation verlegt werden musste.

Ein typischer Verlauf bei einer schweren Erkrankung: Zunächst sind die Symptome mild. Nach etwa fünf bis zehn Tagen verschlimmern sie sich. Es kommt zu Atemnot, und es kann sich eine Lungenentzündung (Pneumonie) entwickeln. In diesem Fall benötigt die erkrankte Person eine Behandlung im Spital, in vielen Fällen auch Sauerstoff. Auch SonntagsBlick-Redaktor Tobias Marti durchlebte einen schweren Verlauf und schildert auf Blick.ch seine Erfahrungen.

Boris Johnson ist auch ansonsten ein typischer Fall: männlich, 55 Jahre alt und übergewichtig. Nachdem zunächst Menschen im Pensionsalter als Risikogruppe eingestuft wurden, beobachten Ärzte weltweit viele schwere Verläufe der Krankheit bei Männern zwischen 50 und 60.

Die Briten haben keinen Nachfolge-Plan

Bis Johnson wieder auf den Beinen ist, übernimmt Aussenminister Dominic Raab. Raab wollte im vergangenen Jahr selbst Premierminister werden, hatte aber keine Chance gegen Johnson. Ins Kabinett schaffte er es dank seines kompromisslosen Brexit-Kurses doch. Bereits unter Theresa May war er Brexit-Minister.

Nun ist der 46-Jährige praktisch der «designated survivor» – Johnson hat ihn bestimmt, die Amtsgeschäfte zu führen, wenn er selbst dazu nicht mehr in der Lage ist. Raab wird auch die tägliche Corona-Videokonferenz des «Kriegs-Kabinetts» leiten.

Allerdings: Auf einen längeren Ausfall oder gar einen Tod von Boris Johnson wäre Grossbritannien nicht vorbereitet. Zudem könnte es sein, dass mehrere Regierungsmitglieder zeitgleich «ausfallen». Schliesslich wurde auch Gesundheitsminister Matt Hancock (41) positiv auf das Coronavirus getestet.

Es gibt keinen formellen Stellvertreter

Was also passiert im Ernstfall? «Wir waren noch nie in einer solchen Situation, wir mussten noch nie unter diesem Gesichtspunkt darüber nachdenken», sagte die Politologin Catherine Haddon vom Londoner ThinkThank «Institute for Government» kurz nach Johnsons positivem Corona-Test zur Nachrichtenagentur Reuters.

Während in den Vereinigten Staaten der Vizepräsident im Falle des Todes oder der Entmündigung des Präsidenten auftritt, gibt es in Grossbritannien keinen formellen Stellvertreter oder Verwalter des Premierministers, der das Amt übernehmen würde.

Trump: «Er ist wirklich etwas ganz Besonderes»

Grossbritannien bleibt also angesichts der akuten Krise nur zu wünschen, dass die Statistik auf der Seite des Briten-Premiers ist. In der Regel dauert die Erkrankung eine bis vier Wochen. Mit guter medizinischer Behandlung werden die Erkrankten in den allermeisten Fällen wieder gesund.

Politiker aus aller Welt wünschten ihm eine schnelle Genesung, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (65), die EU-Spitzen und US-Präsident Donald Trump (73). Die Amerikaner beten alle für seine Genesung», sagte Trump. «Er ist wirklich etwas ganz Besonderes – stark, entschlossen, gibt nicht auf.»

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