«Gegen DeSantis kann Biden 2024 nicht antreten»
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USA-Kennerin Brühweiler:«Gegen DeSantis kann Biden 2024 nicht antreten»

Das Gejammer mit der Wahllüge lässt die erwartete rote Welle ersticken
Republikaner haben genug von Trump

Die erwartete rote Welle bei den Midterms ist ausgeblieben. Für Experten ist klar: Schuld am nur mässigen Erfolg der Republikaner ist Donald Trump. Immer mehr wenden sich von ihm ab.
Publiziert: 09.11.2022 um 17:58 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2022 um 08:56 Uhr
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Republikanische Anhänger in Iowa: Die grosse rote Welle blieb aus.
Foto: keystone-sda.ch
Guido Felder

Die Umfragen zu den US-Midterms hatten einen grossen Sieg für die Republikaner vorausgesagt. Zwar wird die Partei wahrscheinlich tatsächlich die Mehrheit im Repräsentantenhaus und vielleicht auch im Senat übernehmen. Aber: Die erwartete rote Welle, welche die blauen Demokraten an die Wand fegen sollte, ist ausgeblieben. Aber warum?

Fachleute sind sich einig: Schuld am Ausbleiben der roten Welle ist Donald Trump (76) höchstpersönlich!

«Die Ergebnisse des heutigen Abends sind direkt auf Donald Trump zurückzuführen», sagte ein republikanischer Stratege, der um Anonymität bat, gegenüber der Zeitung «The Independent». «Hätte er in den Vorwahlen keine extrem fehlerhaften Kandidaten unterstützt, hätten wir heute Abend eine fantastische Nacht. Stattdessen verlieren wir sehr gewinnbare Rennen.»

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Trump bekommt Konkurrenz

Für Claudia Brühwiler (40), USA-Expertin an der Uni St. Gallen, ist das Resultat ein Zeichen dafür, dass der Trumpismus bei den Republikanern kein Erfolgsrezept mehr ist. Das zeige etwa die erfolgreiche Wiederwahl von Ron DeSantis (44) als Gouverneur in Florida, der auch «Trump mit Hirn» genannt wird.

DeSantis geht zu Trump offen auf Distanz und bringt sich als Präsidentschaftskandidat für 2024 ins Spiel. Sehr zum Ärger von Donald Trump. Der hat DeSantis schon mit nicht «schmeichelhaften Enthüllungen» gedroht, sollte er in zwei Jahren antreten.

Schuld am nur mässig guten Resultat ist laut Claudia Brühwiler auch die schlechte Qualität der republikanischen Kandidaten. Brühwiler zu Blick: «Gerade bei den Kandidaten für den Senat hatte es einige sehr polarisierende Figuren.»

Ändern Republikaner ihren Kurs?

Der aus Schaffhausen stammende und nach Kalifornien ausgewanderte Vinz Koller (59) wertet das Resultat als Niederlage für Trump. «Seine Idee von der Wahllüge zieht offenbar bei den Wählern, die in der Mitte in kritischen Bezirken das Zünglein an der Waage spielen, nicht mehr», sagt der Expat zu Blick.

Koller, der als demokratischer Vertreter des Electoral College schon drei Mal den US-Präsidenten mitgewählt hat und bei den aktuellen Midterms als Mailcampaign-Leiter für die gedruckte Wahlwerbung im Monterey County verantwortlich ist, sieht die bisher harte Trump-Front am Bröckeln.

Koller glaubt, dass die Republikaner nun ihren Kurs ändern und sich nach und nach von Trump lösen werden. Und er ist überzeugt: «Das Ausbleiben der erwarteten roten Welle ist ein weiterer Sargnagel für Trump.»

Wahlkampf für 2024 beginnt

Nach den Midterms werden schon bald die Vorbereitungen für die Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren gestartet. Trump hat erklärt, am 15. November «eine grosse Ankündigung» zu machen. Wird er seine erneute Kandidatur bekannt geben?

«Wenn Trump wieder antritt, wird Biden innerhalb der Demokraten keinen andern Kandidaten aufbauen, da er selber gegen Trump am meisten Chancen hat», sagt Claudia Brühwiler. «Nur wenn die Republikaner einen andern Kandidaten ins Rennen schicken, könnten die Demokraten in ihren Reihen die Karten neu mischen.»

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