Wie schmeckt eigentlich Affenhirn? Das wissen die meisten Chinesen auch nicht, versichert Marc Winter, Sinologe an der Universität Zürich – obwohl Internetvideos derzeit das Gegenteil vermuten lassen.
Auf Youtube ist eine Szene zu sehen, in der eine chinesische Influencerin Suppe löffelt und anschliessend in eine Fledermaus beisst, die darin schwamm. Die Kommentatoren sind sich einig: In China isst man einfach alles –kein Wunder, gehen dort Coronaviren um!
Laut Titularprofessor Winter unterscheidet sich die Ernährung im Reich der Mitte prinzipiell kaum von der unseren: «Chinesen essen hauptsächlich Rind und Schwein.» Es sei jedoch kein Vorurteil, dass sie gerne mal Fledermäuse oder auch Hunde verspeisen. «Die Chinesen sind stolz darauf, dass sie aus allem etwas kochen können.»
Yin und Yang für den Körper
Das liege auch daran, dass China stets mit knappen Ressourcen zurechtkommen musste: «Da hat man eben gegessen, was da war.»
In der chinesischen Medizin ist auch Essen ein Heilmittel. «Nahrung reguliert Yin und Yang im menschlichen Körper», erklärt Sinologe Winter. «Alles enthält ein vorbestimmtes Mass von Yin und Yang.» Ziel sei, die entgegengesetzten Kräfte im menschlichen Körper ins Gleichgewicht zu bringen.
Gänsefleisch stehe im Verdacht, Infektionen zu verschlimmern. Essen Chinesen jetzt weniger Gänse? Winter bezweifelt das: «Der Glaube an die chinesische Medizin nimmt ab.»
Wer den Stellenwert des Essens in China nicht kennt, möge an die Italiener denken, mit denen Winter die Chinesen gern vergleicht: «Essen ist in China Religion.» Essen war schon immer ein Statussymbol und sei es bis heute geblieben.
Dass Chinesen Affenhirne essen – mit Vorliebe, wenn der Affe noch lebt –, sei ein Hirngespinst. Aber frisch müssen die Lebensmittel tatsächlich sein. Davon zeugen Szenen von einem Markt in China.
Haushalte ohne Kühlschrank
Dort schwimmen Fische noch im Aquarium, bevor sie in einem Wassereimer nach Hause getragen werden: «Die Tierliebe verhält sich proportional zu den Kühlmöglichkeiten», sagt der Sinologe. Und erinnert daran, dass es in China immer noch Haushalte ohne Kühlschränke gibt.
Winter: «Bessergestellte Chinesen essen ähnlich wie wir.» Aber die Zubereitungsarten unterscheiden sich. «Traditionell braten Chinesen Fleisch kurz und heiss. Schmorgerichte kennen sie kaum», so der Wissenschaftler. Eine kurze Gardauer jedoch erhöhe die Gefahr einer Lebensmittelvergiftung.
Dies sei mit ein Grund, warum frisches Fleisch in China wichtig ist – egal, von welchem Tier.
Das neue Coronavirus hält die Welt in Atem. Doch was genau ist das Sars-ähnliche Virus überhaupt? Wie entstand es? Und wie kann man sich schützen? BLICK klärt hier die wichtigsten Fragen und hält Sie im Newsticker auf dem Laufenden.
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