Dabei verdient er 100'000 Euro
Journalist verklagt TV-Sender wegen zu wenig Arbeit

Ein Journalist in Deutschland verdient 100'000 Euro im Jahr. Doch zufrieden ist er damit nicht. Er verklagt seinen Sender, weil er zu wenig Arbeit bekomme.
Publiziert: 28.10.2022 um 17:18 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2022 um 17:19 Uhr
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Journalist Jürgen Döschner verklagt den Sender WDR, da er im Monat nur noch etwa fünf Stunden Arbeit erhält.
Foto: imago/Horst Galuschka

Jürgen Döschner (65) verdient im Jahr rund 100'000 Euro bei seiner Arbeit als Journalist beim Westdeutschen Rundfunk (WDR). Seine Arbeitszeit beschränkt sich allerdings auf höchsten fünf Stunden im Monat – und zwar schon seit Jahren. Was für manche nach einem Traumjob klingt, ist für den 65-Jährigen eine Qual. Er will unbedingt arbeiten, wird aber offenbar daran gehindert. Und genau deswegen verklagt der Deutsche jetzt den TV-Sender wegen Nichtbeschäftigung, wie der «Kölner Stadt-Anzeiger» berichtet.

Döschner arbeitet schon seit 38 Jahren beim WDR. Doch seit einer Weile werde ihm kaum mehr Arbeit gegeben und alle seine Vorschläge würden abgelehnt, klagt er. Daher geht er vor Gericht. Er fordert 75'000 Euro Schadensersatz. «Wir sind überzeugt, dass wir die Nichtbeschäftigung nachweisen können», sagt Döschners Anwalt Jasper Prigge im «Kölner Stadt-Anzeiger». Im Grund liege ein faktisches Arbeitsverbot vor. Sein Mandant habe seit September 2019 praktisch keine Berichte oder andere journalistische Arbeiten erhalten haben.

Der WDR äusserte sich zu dem Vorwurf und erklärte, dass die Entscheidung, ob Beitragsangebote einzelner Redaktoren oder Redaktorinnen berücksichtigt werden oder nicht, allein im Ermessen der jeweils abnehmenden Programmbereiche liege. Warum aber offenbar sämtliche Vorschläge des Journalisten abgelehnt wurden, erklärte der Sender nicht.

Schlichtungsausschuss wird nicht beachtet

Für die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, Monique Hofmann, gibt es Hinweise, dass der WDR tatsächlich Döschner zum Nichtstun verdonnert hat. Vermutlich, weil seine Beiträge immer wieder in der Kritik standen. So etwa ein Beitrag gegen die Kohleindustrie. Er hatte sich dabei auf die Seite von Aktivisten geschlagen, die einen Tagebau besetzt hatten. «Der Fall ist auch deshalb brisant, weil er ein Schlaglicht wirft auf die Frage, wie gut Journalistinnen und Journalisten in den öffentlich-rechtlichen Sendern in ihrer Berichterstattungsfreiheit geschützt sind», so Hofmann.

Auch der Schlichtungsausschuss des WDR wurde eingeschaltet und hatte vorgeschlagen, dass Döschner auf einer Position eingesetzt werden solle, bei der er seine jahrzehntelange Erfahrung bestmöglich hätte einbringen können. Aber das geschah nicht. (lrc)


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