Tagtäglich versuchen Hunderte Flüchtlinge, über das Mittelmeer oder den Atlantik nach Europa zu gelangen. Viele kommen dabei ums Leben. Denn der Weg über das Wasser ist riskant. Oft sind die Migranten in kleinen Gummibooten unterwegs. Teils treiben sie tagelang auf offener See. Treffen sie auf andere Schiffe, so versuchen diese meist, ihnen zu helfen. Doch nicht immer ist Hilfe erwünscht. Das zeigt etwa ein Ereignis von Montagnacht.
Niederländisches Schiff rettet rund 80 Migranten
Das niederländische Schiff «Vos Pace» war im Atlantik unterwegs, als die Besatzung auf ein wackeliges Boot mit Dutzenden Migranten stiess. Wie die spanische Nachrichtenargentur EFE unter Berufung auf die Polizei berichtet, soll es bei dem Migranten-Boot zu einer Notfallsituation gekommen sein. Um Leben zu retten, entschied sich die Besatzung, sie aufzunehmen.
Laut der niederländischen Zeitung «AD» fand die Rettungsaktion im Bereich des marokkanischen Seenotrettungsdienstes statt. Der Kapitän informierte das Koordinationszentrum der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Dort erhielt er den Auftrag, die Menschen zum Hafen von Tan Tan (Marokko) zu bringen. Der Kapitän folgte der Anweisung und entdeckte auf dem Weg nach Marokko ein zweites Boot. Auch die Menschen auf diesem Boot nahm er auf.
Kapitän will sie zurück nach Marokko bringen
Als der Kapitän anschliessend mitteilte, dass es er Kurs auf Marokko nehmen würde, kam es zu einem Konflikt. Denn: Die Migranten wollten nicht zurück nach Marokko, ihr Ziel waren die rund 100 Kilometer entfernten Kanarischen Inseln. Diese gehören zu Spanien und somit zur Europäischen Union. Landen sie dort, so können sie in Europa politisches Asyl beantragen.
Werden die Migranten hingegen zurück nach Marokko gebracht, dann war ihre Mühe umsonst. Viele von ihnen zahlen hohe Geldsummen, um von Schleusern über das Meer gebracht zu werden. Auch kommen sie oftmals aus verschiedenen Ländern. Sie haben teils lange Wege hinter sich.
Migranten drohen der Crew
Auf der «Vos Pace» eskalierte die Situation schliesslich. Neun Migranten verloren demnach die Fassung, als sie hörten, sie würden nicht auf Kanarischen Inseln gebracht. Sie drohten der zwölfköpfigen Crew mit Messern und versuchten, die Niederländer zu überwältigen.
Da die Gefahr bestand, gekapert zu werden, entschied der Kapitän schliesslich, den Kurs auf Fuerteventura (S) zu ändern. Die neun Migranten, welche übergriffig wurden, übergab der Kapitain dort der Guardia Civil wegen Verdacht auf Meuterei. Um die restlichen Migranten kümmern sich nun die spanischen Behörden.
Für die Crew sei der Vorfall traumatisierend, erklärt ein Sprecher der Bredaer Reederei Vroon, der das Schiff gehörte, gegenüber «AD». «Es ist nicht leichtfertig, 80 Menschen aus dem Meer zu holen. Das bringt viel Stress und Panik mit sich. Was dort passiert ist, sollte nicht unterschätzt werden.» Er nennt den Vorfall eine «grosse Tragödie». (mrs)