«Der Bundesrat riskiert eine zweite Welle»
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Kommen Lockerungen zu früh?«Der Bundesrat riskiert eine zweite Welle»

Corona-Taskforce hält Lockerung für übereilt
«Der Bundesrat riskiert eine zweite Welle»

Für die wissenschaftliche Taskforce, die den Bundesrat während der Corona-Krise berät, kommen die neuen Lockerungen zu früh: Bald könnten auch in der Schweiz die ersten Infektions-Hotspots auftreten.
Publiziert: 20.06.2020 um 21:59 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2020 um 17:50 Uhr
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Am Freitag verkündete der Bundesrat neue Lockerungen.
Foto: keystone-sda.ch
Dana Liechti

Das Virus bleibt gefährlich. «In den letzten sieben Tagen gab es eine 30-prozentige Zunahme der Fälle», sagt Matthias Egger, Epidemiologe und Leiter der wissenschaft­lichen Taskforce, die den Bundesrat in Corona-­Fragen berät.

«Zusammen mit der ­Reproduktionszahl, die gegen eins gestiegen ist, deuten die Zahlen in die falsche Richtung. Sie sinken nicht mehr, sondern steigen wieder», mahnt Egger. Die Reproduk­tionszahl gibt an, wie viele andere ein Infizierter ansteckt. Ist sie kleiner als eins, geht die Krankheit zurück, ist sie grösser, breitet sie sich aus.

In zwei Wochen wieder mehr Covid-Fälle

Der Epidemiologe will nicht ausschliessen, dass es in zwei Wochen wieder deutlich mehr Covid-­Fälle gibt. Mit den Öffnungen gehe der Bundesrat gar das Risiko einer zweiten Welle ein. «Aber bei solchen Entscheiden redet nicht nur die Wissenschaft mit», sagt Egger.

«Es gibt natürlich gute wirtschaftliche und politische Gründe für die ­Lockerungen.» Sie seien in jedem Fall problematisch, vor allem deshalb, weil man noch nicht in der Lage sei, die Epidemie zeitnah zu verfolgen. «Das macht uns Sorgen.»

Falls die Übertragungsketten nicht verfolgt werden können, stehe man vor demselben Problem wie Anfang März. Unklar ist auch, wie gut die Kantone auf ihre neue Verantwortung vorbereitet sind.

Besser vorbereitet für die zweite Welle

Der Präsident der ­Kantonsregierungen, der Bündner Regierungsrat Christian Rathgeb (50, FDP), sagt zu SonntagsBlick: «Dank der Erfahrungen und Erkenntnisse aus der ersten Welle sind wir heute besser vorbereitet und verfügen über mehr Kapazitäten.»

Konkrete Fragen über Vorgehen und Kapazi­täten in den einzelnen Kantonen lässt Rathgeb allerdings unbeantwortet. Worauf also steuert die Schweiz jetzt zu?

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Marcel Tanner, Epidemiologe und ebenfalls Mitglied der Taskforce, glaubt nicht, dass es zu ­einer grossen, flächen­deckenden Welle kommt. Viel eher könnten auch in der Schweiz immer wieder einzelne Infektionsherde entstehen – wie aktuell in Deutschland, wo sich etwa in einem Fleischereibetrieb über 1000 Mitarbeitende infiziert haben.

Vertrauen in die Bevölkerung

Ein Ende der Pandemie gebe es frühestens, wenn ein Impfstoff zur Verfügung stehe. Besonders gut beobachten müsse man deshalb Orte, an denen Menschen zusammenkommen, so etwa bei Veranstaltungen in schlecht belüfteten Innenräumen wie Clubs.

Trotz aller Bedenken hält es Egger für erfreulich, dass der Bundesrat mit den Lockerungen grosses Vertrauen in Bevölkerung und Kantone setzt. Nun müsse man hoffen, dass die Eigenverantwortung spiele: «Ich hoffe, dass die Leute sich durchringen, im ÖV eine Maske zu tragen, wenn ihnen bewusst wird, dass die Fälle nicht mehr runter-, sondern wieder raufgehen.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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