Christian Drosten korrigiert seine Prognose
«Pandemie könnte noch einige Winter dauern»

Der Virologe Christian Drosten stellte Anfang Jahr noch das Ende der Corona-Pandemie auf Ende 2022 in Aussicht. Nun hat Drosten seine Prognose korrigiert. Tatsächlich könnte Corona noch viel länger zirkulieren.
Publiziert: 02.07.2022 um 15:19 Uhr
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Der Virologe Christian Drosten stellte Anfang Jahr noch das Ende der Corona-Pandemie auf Ende 2022 in Aussicht.
Foto: keystone-sda.ch

Seit über zwei Jahren grassiert das Coronavirus mit seinen unzähligen Varianten jetzt bereits unter uns. Die grosse Frage ist deshalb: Wann ist der Spuk endlich vorbei? Als der deutsche Virologe Christian Drosten (50) zu Beginn des Jahres verlauten liess, dass es Ende Jahr so weit sein könnte, machte sich vielerorts Erleichterung breit.

Doch nun, ein halbes Jahr später, rudert der Star-Virologe in einem Interview mit dem «Spiegel» zurück und korrigiert zwei Prognosen, die er Anfang Jahr in Bezug auf Corona geäussert hatte. Die erste bezieht sich auf das Ende der Pandemie. «Ich glaube nicht mehr, dass wir Ende des Jahres den Eindruck haben werden, die Pandemie sei vorbei», stellt Drosten klar.

«Könnte noch einige Winter dauern»

Schuld daran sei zum aktuellen Zeitpunkt vor allem die BA.5-Variante, die die Infektionszahlen regelrecht in die Höhe schiessen lässt. «Diese Variante ist einfach sehr übertragbar, und die Menschen verlieren gleichzeitig ihren Übertragungsschutz aus der letzten Impfung.» Das Virus entwickle sich immer weiter und könne der Immunantwort so immer besser ausweichen.

Allerdings ist er nach wie vor davon überzeugt, dass die Bevölkerungsimmunität durch Impfungen und Infektionen irgendwann so stark sein werde, dass das Virus an Bedeutung verliert. Bis es so weit ist, könnte aber noch einige Zeit übers Land herziehen. «Es könnte schlimmstenfalls noch einige Winter dauern», so Drosten.

Auch der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59) macht sich diesbezüglich Sorgen. «Mit der BA.5-Variante werden wir grosse Schwierigkeiten bekommen», sagte er kürzlich in einem TV-Interview. Er rechne mit sehr hohen Fallzahlen, was auch zu einer Überlastung der kritischen Infrastruktur führen könne. Trotzdem schliesst er aber einen Lockdown aus. «Das würden wir nicht wiederholen».

Omikron Impfstoff kommt frühestens im September

Die zweite Korrektur macht Drosten beim Omikron-Impfstoff. «Grosse Teile der Bevölkerung werden wahrscheinlich im zweiten Quartal mit einer Update-Omikron-Impfung immunisiert werden», lautete Drostens Devise noch im Januar. Diese Aussage erwies sich als viel zu optimistisch. Tatsächlich harzte es lange mit der Entwicklung eines solchen Impfstoffs. Der deutsche Gesundheitsminister Lauterbach rechnet nun frühestens im September mit einer Omikron-Impfung.

Zu guter Letzt relativiert Drosten auch eine Aussage über Corona-Infektionen, die er vergangenen Herbst gemacht hat. Damals sagte er, dass sich früher oder später jeder infizieren müsse, was auf der Basis einer Impfung auch zu verantworten sei. Viele Menschen haben das damals geradezu als Aufforderung verstanden, sich anzustecken. «Auf gar keinen Fall sollte man sich absichtlich infizieren!», stellt Drosten jetzt ein für alle Mal klar. «Man sollte das weiterhin so gut es geht vermeiden, auch wegen des Risikos von Long-Covid.» (ced)

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