Cassis spricht von geheimen Friedensplänen
Ukraine erwägt, Russland zu Friedensgipfel in die Schweiz einzuladen

Kiew deutet erstmals Verhandlungen mit Moskau an. Nach einer ersten Friedensrunde in der Schweiz könnte Russland zu Gesprächen eingeladen werden. Doch Kiew stellt eine kaum realistische Bedingung – während Bundesrat Cassis von geheimen Friedensplänen spricht.
Publiziert: 26.02.2024 um 03:57 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2024 um 10:37 Uhr
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Selenskis Stabschef Andrij Jermak hat am Sonntag erstmals Direktkontakte mit Russland in Aussicht gestellt.
Foto: Anadolu via Getty Images
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Die Ukraine und ihre Verbündeten könnten Russland zu einem Friedensgipfel in der Schweiz einladen, um über ein Ende des zweijährigen Invasionskrieges Moskaus zu sprechen. Das sagte der Stabschefs des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (46) am Sonntag.

Andrij Jermak (52), der als Stabschef von Selenski der zweitmächtigste Mann in der Ukraine ist, bezog sich dabei auf ein Gipfeltreffen, das die Schweiz in den kommenden Monaten ausrichten will, um Friedensinitiativen zur Ukraine zu erörtern.

Bei einem zweiten Treffen zu einem späteren Zeitpunkt, so Jermak, könnte der Friedensplan auch Russland vorgelegt werden. Präsident Selenski beabsichtige während der zweiten Konferenz in der Schweiz seinen Plan zur Beilegung des Konflikts auch Russland zu unterbreiten, sagte Jermak. Das Dokument werde Moskau vorgelegt.

Stellt Kiew eine illusorische Bedingung?

«Es kann eine Situation eintreten», erklärte Jermak am «Ukraine Year 2024»-Forum in Kiew, «in der wir gemeinsam Vertreter der Russischen Föderation einladen und ihnen den Plan vorlegen.» Dies «für den Fall», wird Jermak von Reuters zitiert, «dass derjenige, der zu diesem Zeitpunkt das angreifende Land vertritt, diesen Krieg wirklich beenden und zu einem gerechten Frieden zurückkehren will».

Die rechte Hand von Präsident Selenski führte nicht aus, ob Kiew damit die Vorbedingung stellt, dass im Kreml erst ein Machtwechsel zu erfolgen habe und der russische Präsident Wladimir Putin (71) abgesetzt gehöre.

Kiew hat bislang erklärt, dass es erst mit Moskau sprechen werde, wenn alle russischen Truppen das ukrainische Gebiet verlassen haben. Der Kreml seinerseits besteht darauf, dass es derzeit keine Grundlage für Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine gebe. Der Friedensplan Kiews sei absurd, weil er Russland ausschliesse.

Cassis spricht von geheimen Friedensplänen

Laut dem Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis (62) wird es während der Friedenskonferenz in der Schweiz notwendig sein, so viele Friedensvorschläge wie möglich zu prüfen. In der Weltgemeinschaft gebe es derzeit etwa zehn Friedenspläne für die Ukraine, von denen die meisten der Öffentlichkeit bekannt seien, erklärte Cassis am Samstag vor Reportern bei einem Briefing am Uno-Hauptsitz in New York.

«Es gibt insgesamt etwa zehn Friedenspläne, die derzeit existieren», wird Cassis von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert. «Natürlich sprechen wir über den 10-Punkte-Friedensplan des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. Dann gibt es sechs oder sieben öffentlich bekannte Pläne. Es gibt auch geheime», sagte Cassis, ohne dies genauer auszuführen

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