Bund passt Reisehinweis für die Türkei an
Bereits über 100 Tote wegen gepanschtem Alkohol

In der Türkei fordert gepanschter Alkohol zahlreiche Todesopfer. In Istanbul und Ankara starben über 100 Menschen, weitere liegen auf Intensivstationen. Die Behörden haben eine Vermutung und mehrere Verdächtige festgenommen. Was das für deine Türkei-Reise bedeutet.
Publiziert: 18:22 Uhr
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In der Türkei starben in diesem Jahr schon über 100 Menschen wegen gepanschtem Alkohol. (Symbolbild)
Foto: Shutterstock

Auf einen Blick

  • Gepanschter Alkohol in der Türkei führt zu zahlreichen Todesfällen
  • Die Polizei führt Razzien durch
  • EDA passt Reisebestimmungen an
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Im Januar wurde in Istanbul ein Fall von gepanschtem Alkohol publik. 33 Menschen kamen ums Leben. 48 weitere waren wegen des Konsums des giftigen Getränks im Spital behandelt worden, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu damals. Einen Monat später, Mitte Februar, soll die Anzahl der Todesopfer auf 70 gestiegen sein, in der Hauptstadt Ankara gab es 54 Tote und 40 Personen, die auf Intensivstationen liegen, wie «Global News» berichtet. 

Als Todesursache wird den Getränken beigemischtes Methanol vermutet. Dieser industrielle Alkohol unterscheidet sich von Ethanol, das üblicherweise in alkoholischen Getränken enthalten ist. Dutzende Menschen, die den gepanschten Alkohol in den beiden Metropolen verkauft haben sollen, wurden wegen vorsätzlicher Tötung festgenommen. Auch in weiteren Städten kam es zu Polizeirazzien.

Hohe Steuern beleben den Schwarzmarkt

Die Behörden beschlagnahmten zudem tonnenweise gepanschten Alkohol, Lokale wurden geschlossen. «Die Steuern sind bei zertifizierten Händlern sehr hoch. Daher werden Menschen, die regelmässig Alkohol konsumieren, immer versuchen, billigeren, illegalen Alkohol zu kaufen», so ein lizenzierter Verkäufer. 

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat auf die Situation reagiert und die Reisehinweise ergänzt, wie «20 Minuten» als Erstes berichtete. «Es besteht das Risiko, dass Getränke mit illegal gepanschtem Alkohol verkauft oder serviert werden, der tödliche Folgen haben kann», heisst es unter dem Punkt «Kriminalität».

Ethanol als Gegenmittel

Methanol ist dabei leicht mit dem Trinkalkohol Ethanol zu verwechseln und mit diesem gemischt nicht zu erkennen. Die Flüssigkeit ist klar und farblos und kann bereits bei der Einnahme von geringen Mengen zu schweren Vergiftungen führen. «Zunächst ähneln die Symptome einer Methanolvergiftung denjenigen eines übermässigen Alkoholgenusses mit Schwindel, Übelkeit und Erbrechen», erklärt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auf seiner Webseite. «Grössere Methanolmengen führen jedoch rasch zur Erblindung und schliesslich zum Tod durch Atemlähmung.» 

Als natürliches Gegenmittel bei einer Methanolvergiftung werde reines Ethanol verabreicht, das die Verstoffwechselung des Methanols blockiere. «Die Wirksamkeit der Ethanolgabe ist jedoch abhängig vom Zeitpunkt der Aufnahme sowie von der aufgenommenen Methanol- und Ethanolmenge», heisst es weiter.

Todesfälle keine Seltenheit

Die türkische Regulierungsbehörde für Tabakwaren und Alkoholika (TAPDK) empfiehlt, Alkohol nur von lizenzierten Händlern zu kaufen und auf ungeöffnete Originalverpackungen zu achten. Auch die Banderolen sollten nicht beschädigt sein, weiter können falsche Schreibweisen auf gefälschte Produkte hinweisen.

In der Türkei und besonders in der Metropole Istanbul kommt es immer wieder zu Todesfällen durch gepanschten Alkohol. Allein im vergangenen Jahr gab es nach Behördenangaben 110 Vergiftungsfälle in Istanbul, 48 Menschen starben.


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