Südkorea, das Musterland der Coronavirus-Bekämpfung, ist auf dem Weg zur Normalität. Zwar wirft ein 29-jähriger Partygänger die Hauptstadt Seoul wieder zurück in die Krise, doch bis jetzt hält Südkorea das Virus in Schach. Das asiatische Land zählt knapp 12'000 Corona-Infizierte und nur 300 Todesopfer.
Deshalb hat der britische Fernsehsender Channel 4 nun die Dokumentation «The Country that beat the Virus» veröffentlicht. Dabei wird vor allem etwas behandelt: die Corona-Tracing-App und die Überwachung des Landes. Damit konnte Südkorea den schnellen unkontrollierbaren Ausbruch verhindern. Aber einige unerwünschte Nebenwirkungen hatte die Überwachung.
Südkoreaner werden ständig überwacht
«Die App hat das Privatleben der Leute in ausserordentlichem Masse überwacht», sagt der «Channel 4»-Journalist Krishnan Guru-Murthy in der Dokumentation. Die App ging so weit, dass der Standort von den Smartphones der Leute ständig kontrolliert wurde.
Darüber hinaus wurden die Kreditkarten überprüft, um herauszufinden, wo die Leute gegessen haben. Und sogar Überwachungskameras wurden genutzt. Um die Pandemie einzudämmen, wurden die Bewohner total überwacht.
«Dies entlarvte Leute, die ihren Partner betrogen hatten»
Einer der südkoreanischen Wissenschaftler sagt in der Dokumentation dazu: «Wenn die Überwachungskameras zum Beispiel zeigen, dass die Kontaktperson um 14 Uhr in ein Hotel eincheckte und um 15 Uhr wieder abreiste, wollte die Regierung herausfinden, mit wem er in dieser Zeit Kontakt hatte.»
Der Forscher erklärt anhand eines Beispiels: «Der 58-jährige Mann ist ein Banker, der dieses Hotel zwischen diesen Zeiten besuchte und später ins Kino ging.» Doch genau das wurde einigen Fremdgehern zum Verhängnis. Einige Bewohner konnten dann die Punkte (Alter, Wohnort, Beruf) miteinander verbinden und Rückschlüsse auf die wahre Identität ziehen.
Dies hätte einige Male einen Betrug aufgedeckt: «Wir hatten Fälle, in denen sich Menschen an Orten befanden, an denen sie nicht hätten sein ‹dürfen›, wie Hotels zum Beispiel. Dies entlarvte Leute, die ihren Partner betrogen hatten», sagt der Südkoreaner. (sib)