«Weg mit Temer, weg mit Temer», skandierten die Demonstranten am Montag vor der Ruine des völlig ausgebrannten Gebäudes. Die Polizei ging mit Pfeffersprays gegen die protestierenden Menschen vor.
In dem ältesten Museum Brasiliens war am Sonntagabend Feuer ausgebrochen und hatte den früheren Kaiserpalast fast völlig zerstört. Experten befürchteten, dass fast alle der rund 20 Millionen Ausstellungsstücke vernichtet wurden. Das Museum galt mit seiner geologischen, botanischen, paläontologischen und archäologischen Sammlung als eines der wichtigsten Ausstellungshäuser Südamerikas. Neben Exponaten aus der Region verfügte es auch über ägyptische Mumien, griechische Statuen und etruskische Artefakte.
Brandursache bisher unbekannt
Der mangelhafte Brandschutz des Hauses stand schon seit längerem in der Kritik. «Für die Instandhaltung von historischen Gebäuden sind finanzielle Mittel nötig und in Brasilien werden diese nicht zur Verfügung gestellt», kritisierte Museumsdirektor Alexander Kellner. Der Finanzchef der Universität von Rio de Janeiro (UFRJ), die das Museumsgebäude verwaltete, warf der Regierung vor, zuletzt den Haushalt der Hochschule gekürzt zu haben.
Nach dem Grossbrand im Nationalmuseum bot die Unesco Brasilien ihre Hilfe an. Die Uno-Kulturorganisation könne den Behörden ihre Expertise anbieten, insbesondere beim Schutz und bei der Bewahrung des kulturellen Erbes, sagte Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay in Paris.
Ermittler suchten unterdessen weiter nach der Brandursache. Nach Einschätzung von Kulturminister Sergio Sá Leitao könnte ein Ballon auf das Dach des Museums gestürzt sein und den Brand ausgelöst haben. In Brasilien werden häufig kleine Heissluftballons bei Feiern steigen gelassen. Eine andere Hypothese lautete, dass ein Kurzschluss im Auditorium das Feuer verursacht haben könnte.
Vor der Absperrung der Ruine sass am Montag ein Mitarbeiter des Museums und weinte. Eine Studentin sagte: «Wir haben unser kulturelles Gedächtnis verloren». Eine Demonstrantin führte für ihren Protest das berühmte Fossil «Luzia» aus dem Fundus des Museums ins Felde. «Luzia hat 13'000 Jahre in der Natur überlebt, aber kein halbes Jahrhundert in den Händen der Regierung», war auf ihrem Plakat zu lesen. (SDA)