Riesiger Kulturschatz zerstört
Grossbrand im brasilianischen Nationalmuseum

Ein Grossbrand hat weite Teile des brasilianischen Nationalmuseums in Rio de Janeiro zerstört.
Publiziert: 03.09.2018 um 02:58 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 16:48 Uhr

Ein Grossbrand hat am Sonntag das Nationalmuseum in Rio de Janeiro verwüstet. Das Museum beherbergt Artefakte aus Ägypten, griechisch-römische Kunst und einige der ersten in Brasilien entdeckten Fossilien. Es ist das grösste Ntur- und Völkerkundemuseum Lateinamerikas.

Wie am Sonntagabend (Ortszeit) im Fernsehen zu sehen war, griffen die Flammen auf fast alle Teile des historischen Gebäudes über. In einer Mitteilung erklärte das Museu Nacional do Brasil, das Feuer sei gegen 19.30 Uhr ausgebrochen.

Keine Verletzten

Verletzte gab es nach Angaben der Museumsverwaltung nicht. Beim Ausbruch des Feuers war das Museum im Stadtteil São Cristóvão bereits geschlossen. Die Einsatzkräfte kämpften gegen die Flammen. Erst nach fünf Stunden konnte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle bringen.

Genaue Angaben zu den Schäden gab es zunächst noch nicht. Allerdings hiess es in den örtlichen Medien, dass ein grosser Teil der 20 Millionen Exponate zerstört oder beschädigt sein könnte.

«Heute ist ein tragischer Tag für Brasilien», erklärte der konservative Staatschef Michel Temer. «200 Jahre Arbeit und Forschung und Wissen sind verloren.» Der Verlust der Museumssammlung sei «unermesslich». Paulo Knauss, Direktor des Museums für Nationalgeschichte in Rio, zeigte sich im Fernsehen entsetzt. Der Brand sei eine «Tragödie für die Kultur», sagte er dem Sender TV Globo.

Riesiger Kulturschatz verloren

Das Nationalmuseum ist das älteste Museum des südamerikanischen Landes und besteht in seiner derzeitigen Form seit 1892. Vorher diente das repräsentative Gebäude als Wohnsitz der portugiesischen Königs- und später der brasilianischen Kaiserfamilie.

Das Museum hat eine geologische, botanische, paläontologische und archäologische Sammlung. Neben Exponaten aus der Region verfügt das Museum auch über ägyptische Mumien, griechische Statuen und etruskische Artefakte.

Der Vizedirektor des Museums, Luiz Fernando Dias Duarte, fühlte sich nach eigenen Angaben «zutiefst entmutigt», aber zugleich «enorm wütend». Das gesamte historische Archiv sei zerstört. Den brasilianischen Behörden warf er vor, das Museum sträflich vernachlässigt zu haben. Eine Regierung nach der anderen habe sich geweigert, die für den Erhalt des Gebäudes dringend erforderlichen Mittel bereitzustellen.

«Tragödie hätte vermieden werden können»

Senator Lindbergh Faris von der Arbeiterpartei (PT) beklagte die im Zuge der Kürzungspolitik verfügte Streichung von Fördermitteln für das Museum. Die ehemalige Umweltministerin Marina Silva, die bei der Präsidentschaftswahl im Oktober antritt, nannte den Grossbrand eine «Katastrophe». Diese komme einem «tiefen Schnitt in die brasilianische Erinnerung» gleich. Von der Museumskollektion, die zur «nationalen Identität» beitrug, sei jetzt nur noch «Asche» übrig.

Der seit Juli 2017 amtierende Kulturmininister Sérgio Sá Leitão räumte später ein, dass die «Tragödie hätte vermieden werden können». Die Probleme hätten sich im Lauf der Zeit angehäuft. Unter der Staatschefin Dilma Rousseff von der linken Arbeiterpartei sei das Museum 2015 «mangels Mitteln zu seinem Unterhalt» geschlossen worden. (SDA)

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