Boko Haram bekennt sich
Entführung von hunderten Schülern in Nigeria

Die Islamistengruppe Boko Haram hat sich zur Entführung hunderter Schüler im Nordwesten Nigerias bekannt. «Unsere Brüder stecken hinter der Entführung in Katsina», sagte der Anführer der Gruppe, Abubakar Shekau, am Dienstag in einer Propagandanachricht
Publiziert: 15.12.2020 um 13:11 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2020 um 13:19 Uhr
Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau in einem Video 2018
Foto: HANDOUT

Mindestens 333 Schüler werden noch vermisst, nachdem hunderte bewaffnete Männer am Freitagabend eine ländliche Schule im Bundesstaat Katsina angegriffen hatten. Die Attacke fand hunderte Kilometer vom eigentlichen Operationsgebiet von Boko Haram entfernt statt und erinnert an die Entführung hunderter Schülerinnen in Chibok im Jahr 2014.

Hunderte Schüler flüchteten nach dem Angriff auf die weiterführende Jungen-Schule nördlich der Stadt Kankara in die umliegenden Wald- und Buschgebiete. Andere wurden von den Angreifern, die auf Motorrädern kamen, in Gruppen aufgeteilt und verschleppt, wie Anwohner der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

#BringBackOurBoys in Online-Netzwerken

Der Hashtag #BringBackOurBoys kursiert seit dem Wochenende in Online-Netzwerken. Er ist angelehnt an einen ähnlichen Hashtag, der nach der Entführung der Chibok-Mädchen im Internet verbreitet wurde.

Die Entführung wurde zunächst bewaffneten Banden zugeschrieben, die die Bevölkerung in der instabilen Region bedrohen und wo Entführungen zum Alltag geworden sind. Boko Haram bewegt sich normalerweise im Nordosten des Landes rund um den Tschadsee.

Experten und Beobachter in der Region hatten bereits vor einem möglichen Zusammenschluss zwischen kriminellen Banden und dschihadistischen Gruppen gewarnt. Diese versuchten, ihren Einfluss in der gesamten Sahelzone von Zentralmali bis zum Tschadsee in Nordkamerun auszuweiten.

Nigerias Präsident Muhammadu Buhari verurteilte den Angriff

Er ordnete an, die Sicherheit in allen Schulen zu erhöhen. Im nördlichen Bundesstaat Katsina blieben die Schulen vorerst geschlossen. Die Präsidentschaft erklärte bereits am Samstag, dass die Armee «das Versteck der Banditen» ausfindig gemacht habe. Ein Militäreinsatz sei im Gange.

Seit der Wahl von Buhari im Jahr 2015, einem Muslim aus Katsina, hat sich die Sicherheitslage im Norden Nigerias stark verschlechtert. Buhari hatte den Kampf gegen Boko Haram zur Priorität gemacht.

Boko Haram unter der Führung von Shekau war auch für die Entführung von 276 Schülerinnen in Chibok im Jahr 2014 verantwortlich. Der Vorfall sorgte weltweit für Empörung. Mehr als 150 der Mädchen konnten seitdem fliehen oder wurden freigelassen. Viele der Schülerinnen befinden sich jedoch bis heute in der Hand der Islamisten.

Boko Haram kämpft seit dem Jahr 2009 gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. In dem Konflikt wurden bisher mindestens 36.000 Menschen getötet und mehr als zwei Millionen in die Flucht getrieben. Immer wieder verüben die Extremisten Anschläge und Überfälle auf Dörfer, Kirchen, Schulen, Sicherheitskräfte, Politiker und Behördenvertreter.

In den vergangenen Wochen verübte die Dschihadistengruppe zahlreiche Gräueltaten. Unter anderem bekannte sie sich zu einem Massaker an Dutzenden Bauern in der Nähe von Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno. Auch ein Angriff am vergangenen Wochenende auf ein Dorf in der Nähe von Diffa im benachbarten Niger soll von Kämpfern von Boko Haram begangen worden sein. Dabei wurden mindestens 28 Menschen getötet, die meisten von ihnen wurden lebendig verbrannt. (AFP)

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