Lavaströme schlängeln sich durch Siedlungen. Ganze Häuser verschwinden unter der feurigen Masse. Tausende Menschen müssen evakuiert werden. Auf der kanarischen Ferieninsel La Palma spielen sich nach einem Vulkanausbruch seit Sonntagnachmittag beängstigende Szenen ab.
Während die Bilder um die Welt gehen, erlebt Sonja Bänziger (19) aus der Schweiz den Ausbruch live mit. Sie und ihr Freund machen Ferien auf der Insel. Sonne, Strand, Meer. Das volle Programm. Dann spuckt auf einmal der Vulkan Lava und plötzlich ist das Paar in Gefahr.
«Ich habe live miterlebt, wie ganze Häuser von der Lava verschlungen worden sind. Viele Menschen haben ihr Haus verloren», sagt die Schweizerin zu Blick. Sie und ihr Freund waren gerade auf dem Weg zum Strand, um zu surfen, als Anwohner sie auf eine grosse Rauchwolke aufmerksam machten. Und da war ihr sofort klar: Irgendetwas stimmt nicht.
«Viele haben ihr Zuhause verloren»
Die Einwohner seien trotz des Ausbruchs überraschend ruhig geblieben, berichtet die 19-Jährige. Allerdings seien die Strassen schnell verstopft gewesen, gehupt oder überholt habe allerdings trotz der brenzligen Situation niemand. «Es schien, als wären alle mit Beobachten beschäftigt.»
Doch bei der Rauchwolke bleibt es nicht. Lavaströme bahnen sich ihren Weg. Die Menschen müssen tatenlos mitansehen, wie ihre Häuser unter der brodelnden Masse verschwinden. «Ihr Zuhause war auf einmal weg», sagt die 19-Jährige. Kein Wunder: Lava wird bis zu 1000 Grad heiss. Alles, was sich ihr im Weg steht, wird verschlungen und zu glühend heisser Asche.
Die Menschen haben Fluchtgepäck vorbereitet
Rund 700 Meter pro Stunde bewegt sich die heisse Masse in Richtung Westküste der Insel. Alles in ihrem Weg verbrennt: Bäume, Buschland, Bananenplantagen, Felder, Strassen, Stromleitungen und bereits auch Dutzende von Häusern.
Verletzt wurde niemand. Die Insel vulkanischen Ursprungs, auf der es zuletzt 1971 einen Ausbruch gab, war vorbereitet. Tausende kleine Erdbeben während der vergangenen Tage waren für die Vulkanologen ein relativ sicherer Hinweis auf das, was kommen würde. Die Menschen wurden aufgefordert, leichtes Fluchtgepäck vorzubereiten.
Feuerwehr, Polizei und Militär sind im Einsatz
Die Feuerwehr musste immer wieder ausrücken, um Busch- und Waldbrände zu bekämpfen. Diese fingen durch den Vulkanausbruch und am Rande der Lavaströme Feuer. Einheiten der Polizei und des Militärs trafen am Montag zur Verstärkung auf der Insel ein.
Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Der Ausbruch sei bisher nicht sehr intensiv. Es wurde jedoch vor der schwarzen Asche aus dem Vulkan und vor eventuell gesundheitsschädlichen Gasen gewarnt. Die Menschen auf der Insel mit 83'000 Einwohnern sollten möglichst ihre Häuser nicht verlassen. Schaulustige wurden aufgefordert, die Gegend zu verlassen, um die Evakuierungen nicht zu behindern. (was/SDA)