«Ich krieg fast die Krise, wenn jemand mich umarmen will»
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So erleben Schweizer Mallorca:«Ich krieg fast die Krise, wenn jemand mich umarmen will»

BLICK besucht Schweizer Auswanderer auf Mallorca
«Viele Familien müssen mit ein paar 100 Euro auskommen»

Über Ostern erwartete die spanische Ferieninsel Mallorca einen Grossandrang. BLICK war während der Feiertage vor Ort und sprach mit Touristen, Auswanderern und Einheimischen.
Publiziert: 06.04.2021 um 00:45 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2021 um 21:31 Uhr
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Wo sich sonst die Partytouristen tummeln, herrscht tote Hose. Mallorca ist für Touristen offen, aber normal ist hier nichts!
Foto: Selina Berner
Selina Berner

Zehntausende Sonnenhungrige zog es über die Osterfeiertage nach Mallorca. Möglich war das, weil die berüchtigte Partyinsel von den Corona-Risikolisten der Schweiz und Deutschland gestrichen und vor Ostern die Schutzmassnahmen gelockert wurden. BLICK ist seit Donnerstag vor Ort, hat mit Touristen und Einheimischen gesprochen. Dabei zeigt sich: Wer auf ein Stück Normalität am spanischen Mittelmeerstrand hoffte, wurde enttäuscht. Denn statt Sonne und Sangría gab es Sperrstunde und Schutzmaske!

Obwohl laut Branchenschätzungen allein 40'000 Deutsche angereist sind, sind viele Strassen wie ausgestorben. Kultlokale wie der Bierkönig sind dunkel und geschlossen. Am berüchtigten Ballermann hört man das Rauschen der Wellen statt dem Gejohle der Partytouristen.

Und die Schweizer Touristen müssen sich an strengere Auflagen halten als zu Hause: Maskenpflicht im Freien, um 17 Uhr schliessen die Restaurants (offen sind eh nur die Aussenbereiche), um 22 Uhr muss jeder zurück im Hotel sein. «Schon krass», finden es zwei junge Schweizer Touristinnen. Dass sich alle daran halten, mache es leichter. Laut lokalen Medien wurden über die Feiertage dennoch Hunderte Bussen wegen Verstosses gegen die Auflagen verteilt.

«Einheimische sprechen von einem Desaster»

Der Schweizer Jakob Bliggenstorfer (77) lebt seit 2003 jeweils ein halbes Jahr auf Mallorca. «Wenn ich mit den Einheimischen rede, sprechen alle von einem Desaster», so der pensionierte Bauführer. Viele Familien auf der Insel müssen mit wenigen Hundert Euro durch den Monat kommen, so Bliggenstorfer weiter. «Da ist man auf Unterstützung angewiesen.» Der Schweizer Teilzeit-Auswanderer sieht die Krise aber auch als Chance: «Die Natur kann sich nun erholen. Und ich hoffe, dass Mallorca nach der Pandemie vom Ballermann-Image wegkommen kann.»

Teilzeit-Auswanderin Farah de Tomi (51) wurde von den Auswirkungen der Pandemie selber voll getroffen. Die Zürcherin führt auf der Ferieninsel eine Tierschutzorganisation, die auf Spenden angewiesen ist. Aber: «Die Spenden sind wegen Corona um etwa 80 Prozent eingebrochen», so die 51-Jährige. Aufgeben kommt für die Auswanderin trotzdem nicht in Frage.

300 Franken pro Mallorca-Tourist für Corona-Tests

Richtiges Feriengefühl mag in einer solchen Ausnahmesituation irgendwie nicht aufkommen, trotz des warmen Wetters. Für viele Geschäfte und Lokale reichten die Ostertouristen nicht, um überhaupt öffnen zu können. Aber auch die Touristen müssen für die Mallorca-Ferien tiefer in die Tasche greifen als sonst: Rund 300 Franken extra muss man für die erforderlichen Covid-Tests bei Ein- und Ausreise berechnen. So zeigt der Ferienausflug an den Strand vor allem: Normal ist hier noch gar nichts!

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