Bill Gates rechnet mit Corona-Skeptikern ab
«Ich werde nie verstehen, warum ich als Sündenbock rausgepickt wurde»

Bill Gates spricht in einem Interview über die Corona-Pandemie. Der Multimilliardär wagt dabei einen Blick in die Zukunft und hat einen Plan, wie künftig solche Pandemien verhindert werden können.
Publiziert: 18.02.2022 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2022 um 13:54 Uhr
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Multimilliardär Bill Gates.
Foto: Getty Images

Er warnte früh und sprach sich immer wieder fürs Impfen aus: Multimilliardär und Microsoft-Gründer Bill Gates (66). «Diese Pandemie war eine Tragödie für jeden», sagt er im Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Doch laut Gates hatten wir Glück – denn die Pandemie hätte zehnmal tödlicher sein können.

Gates hofft nun, dass die Omikron-Welle die letzte akute Phase der Pandemie darstellt. Er befürchtet aber, dass bald schon wieder alles vergessen sein wird. Deshalb fordert er, dass sich die Menschheit künftig besser auf solche Gefahren vorbereiten soll. Denn die Investitionen in Pandemievorsorge seien im Vergleich zum Schaden einer Pandemie gering.

Pandemie üben

Laut Gates soll in drei Dinge investiert werden, in eine bessere Analyse von Krankheitsausbrüchen, in die Forschung und in die Gesundheitssysteme. «Man müsste ein Expertenteam schaffen, das sich mit nichts anderem als Infektionskrankheiten und Pandemie-Vorkehrung beschäftigen sollte», sagt er. Denn auch Militär oder Feuerwehr würden ständig üben, wie sie mit ihren Katastrophen umgehen sollen. Im Kampf gegen die Pandemie seien typischerweise nur diejenigen Länder gut gewesen, die schon Erfahrung mit dem ersten gefährlichen Coronavirus Sars-CoV-1 gesammelt hatten.

In die Forschung sollte man laut Gates 10 bis 15 Milliarden Dollar pro Jahr stecken, um viel bessere Tests, Impfstoffe und Therapien zu erhalten. Schliesslich müsse auch mehr in die Gesundheitssysteme investiert werden. Denn in vielen Ländern gebe es nicht einmal die einfachste Infrastruktur.

Ungerechtigkeit beim Impfen

«Die grösste Ungerechtigkeit in der Pandemie lag darin, dass junge Leute vor alten Menschen geimpft wurden», sagt Gates im «Tages-Anzeiger». Beispielsweise habe es ältere Leute in Südafrika oder Südamerika gegeben, die keine Impfung erhielten – während junge Leute in Europa oder Nordamerika geimpft wurden. Ein wichtiger Ansatz sei jetzt, dass ärmeren Ländern Geld zur Verfügung gestellt wird, das sie für die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie einsetzen können.

Gute Noten gibt es von Gates aber dafür, in welchem Tempo die Impfstoffe entwickelt wurden. Damit hätten schwere Krankheitsverläufe oder Tod verhindert werden können.

«Gehofft, dass Pandemie Leute zusammenbringt»

Doch gerade beim Thema Impfen wurde Bill Gates von Corona-Skeptikern immer wieder als Bösewicht dargestellt. «Ich werde nie verstehen, warum gerade ich rausgepickt wurde für die Rolle des Sündenbocks.» Er nimmt es aber mit Humor. «Die Vorstellung ist skurril, dass ich das gestartet habe, davon profitiere oder scharf darauf sein könnte, den Aufenthaltsort von Leuten zu wissen, weshalb ich 5-G-Aufpasser in den Impfstoff gemischt haben soll», sagt er.

Er erklärt es sich so: Während einer aussergewöhnlichen Krise würden die Menschen nach einfachen Erklärungen suchen – sie suchen die eine böse Person. Es sei aber tragisch, dass diese falschen Gerüchte dazu führen können, dass Menschen sich nicht impfen lassen. «Ich hatte gehofft, dass eine Pandemie die Leute zusammenbringt, statt sie auseinanderzutreiben», sagt er. (bra)

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