Zum letzten Mal vor den Wahlen im November haben der amtierende US-Präsident Donald Trump (74) und sein Herausforderer Joe Biden (77) im TV die Klingen gekreuzt. Das Duell war mit Spannung erwartet worden: Kann Biden seine Favoritenstellung halten? Bleibt Trump so angriffig wie in der ersten Fernsehdebatte?
Am Ende, so das weitläufige Fazit, hielten die beiden Widersacher an der Belmont University in Nashville am Montagabend (Ortszeit) eine vergleichsweise zivilisierte Runde ab (BLICK berichtete). Unterschiedliche Ansichten gibt es darüber, wer bei den Zuschauern besser abgeschnitten hat.
CNN: Biden als Debatten-Sieger
Eine unmittelbar nach der TV-Übertragung von CNN durchgeführte Umfrage ergab, dass 53 Prozent der Zuschauer Joe Biden als Sieger der Debatte sehen. Nur 39 Prozent favorisieren Trump. Der News-Sender selber attestiert dem amtierenden US-Präsidenten zwar ebenfalls einen deutlich besseren Auftritt, als noch vor drei Wochen. Dennoch sei Donald Trump erneut mit Falschaussagen und gewagten Vergleichen negativ aufgefallen.
«New York Times»: Trump versuchte, nicht wie Trump zu sein
Auch die «New York Times» sah einen gewandelten US-Präsidenten. Anständig sei Trump gewesen. Er habe sich auf eine richtige politische Debatte eingelassen. Was für andere Kandidaten ein positives Fazit wäre, könnte für Trump aber zum Bumerang werden, so die Zeitung. Seit seiner ersten Kandidatur habe Trump immer damit gepunktet, indem er anders war als die anderen. «Nun aber spielte er zumindest für einen Abend den normalen Politiker.» Das könnte möglicherweise nicht gut angekommen sein bei seinen Anhängern.
«Le Figaro»: Kein Kandidat mit Oberhand
Auch in Europa wurde das letzte Duell mit Spannung verfolgt. Während viele Portale Biden leicht im Vorteil sehen, hat beispielsweise «Le Figaro» aus Frankreich keinen Debattensieger ausmachen können. Die Debatte habe einmal mehr gezeigt: «Die Lager sind extrem gespalten, und auch jetzt konnte keiner der Kandidaten die Oberhand gewinnen.»
«Bild»: Bidens Ausrutscher auf der Öl-Aussage
Für die deutsche «Bild» war vor allem ein Patzer von Joe Biden auffällig: Mit der Aussage, er würde als Präsident nicht mehr auf fossile Energieträger setzen, habe Biden sich in die Nesseln gesetzt. Selbst die Moderatorin der Debatte sei von diesem Standpunkt überrascht gewesen. Und Trump habe für den Wahlkampf in den von der Öl-Industrie abhängigen Bundesstaaten einen Steilpass erhalten.
Heimliche Siegerin: die Moderatorin
Über einen deutlichen Gewinner waren sich dann aber doch noch fast alle einig: Die 44-jährige Moderatorin Kristen Welker glänzte bei der TV-Debatte ganz besonders. Ruhig, abgeklärt und unaufgeregt habe sie die Diskussion geführt, so die Reaktionen im Netz.
Lob gabs während der Sendung sogar von Donald Trump persönlich. Dieser hatte die Journalistin noch wenige Tage zuvor als «schrecklich und unfair» bezeichnet. Nun meinte Trump milde: «Respekt dafür, wie sie die Debatte hier leiten.»