Die Nummer zwei ist eigentlich die Nummer eins. Bei den Republikanern wie auch bei den Demokraten: Trumps Vizepräsident Mike Pence (61) und Bidens Running Mate Kamala Harris (55) zeigten in der Nacht auf heute im Gegensatz zu ihren Chefs in der Woche zuvor echte Klasse statt schmutziger Schlammschlacht. Ihr TV-Duell blieb gar so zivilisiert, dass eine hartnäckige schwarze Fliege auf Pence' Kopf kurzzeitig im Mittelpunkt stand.
Insgesamt erhielt die 90-minütige Debatte aber so viel Aufmerksamkeit wie noch keine Vizepräsidentschafts-Diskussion zuvor: Mit einem an Covid-19 erkrankten 74-jährigen Präsidenten und einem 77-jährigen Herausforderer ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Stellvertreter oder die Stellvertreterin früher oder später nachrücken muss. Was würde das für Amerika bedeuten?
Mike Pence wäre der Traum der Evangelikalen
Hinter den guten Manieren von Pence versteckt sich eine Mission. «Ich bin Christ, konservativ, Republikaner – in dieser Reihenfolge», beschrieb sich der Evangelikale 2016 selbst.
Pence ist Abtreibungsgegner, möchte Homosexuelle am liebsten «heilen» und würde nie mit einer anderen Frau als Ehefrau Karen (63) alleine essen. Und er ist konsequent darin, seine Weltsicht zu Gesetzen zu machen.
Neben der LGBTQ-Community hätte auch die Umwelt nichts Gutes zu erwarten: Pence leugnet den menschengemachten Klimawandel.
In Sachen Aussenpolitik und Steuern steht Pence fest auf Trumps Seite, lobte die von ihm befohlene Ermordung des IS-Führers Abu Bakr al-Baghdadi (†48) und des iranischen Elitegenerals Qassem Suleimani (†62). Kein Zweifel: Auch Pence würde aussenpolitisch auf eine harte Hand setzen.
Am Corona-Management würde sich nichts ändern. Dafür ist Pence als Leiter der Taskforce ohnehin bereits verantwortlich. Und schiebt – in weniger guter Manier – China die Schuld dafür in die Schuhe.
Harris wäre ein liberaler «Top Cop»
Links? Moderat? Die taffe Senatorin Harris ist auf der politischen Landkarte schwer einzuordnen. Ihre Bilanz als Kaliforniens Staatsanwältin kann sich sowohl bei Liberalen als auch Konservativen sehen lassen, sie selbst nannte sich schon «Top Cop».
Die Polizei hätte unter einer Präsidentin Harris sicher nicht weniger Mittel zu befürchten. Als erste Afroamerikanerin an der Spitze der USA würde Harris aber rassistische Strukturen und Vorfälle scharf verurteilen und bekämpfen.
Werte und Prinzipien prägen ihre Politik. Das würde sich auch aussenpolitisch auswirken. «Man muss seinen Freunden gegenüber loyal sein», sagte sie in der Debatte. «Was wir bei Donald Trump gesehen haben, ist, dass er unsere Freunde verraten und Diktatoren weltweit umarmt hat.»
Wie auch Joe Biden wäre sie als Präsidentin erst mal damit beschäftigt, zahlreiche Vorstösse aus der Ära Trump rückgängig zu machen. Ganz oben stünden etwa eine Rückkehr zum Pariser Klimaabkommen und ein Bekenntnis zum Atomdeal mit dem Iran. Und natürlich: ein besseres Corona-Management.
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
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