Biden-Regierung plante für den Ernstfall
USA bereiteten sich für russischen Atomangriff auf Ukraine vor

Die USA haben sich Ende 2022 offenbar «rigoros» auf einen möglichen russischen Atomangriff in der Ukraine vorbereitet. Ein solches Ereignis sei nicht mehr undenkbar gewesen, sagt ein Insider CNN.
Publiziert: 09.03.2024 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2024 um 21:49 Uhr
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Wollte Wladimir Putin Ende 2022 einen Atomangriff auf die Ukraine befehlen?
Foto: IMAGO/SNA
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Marian NadlerRedaktor News

Was CNN am Samstag berichtet, klingt beunruhigend: Die US-Regierung begann sich Ende 2022 «strikt darauf vorzubereiten», dass Russland die Ukraine möglicherweise mit einer Atomwaffe angreifen könnte. Viele Mitglieder der Biden-Regierung seien damals zunehmend besorgt gewesen über die Situation, machen zwei hochrangige Regierungsvertreter gegenüber dem US-Sender deutlich. 

«Das ist es, was uns der Konflikt vor Augen geführt hat. Ich denke, es ist unser Recht, uns rigoros vorzubereiten und alles zu tun, um das zu vermeiden», wird ein hochrangiger Beamter zitiert. Die brisante Lage-Einschätzung soll dem Bericht zufolge nicht auf einem einzelnen Indikator gefusst haben, sondern sich vielmehr aus einer ganzen Sammlung von Entwicklungen, Analysen und Geheimdienstinformationen zusammengesetzt haben.

Die Bedrohungslage «war nicht nur hypothetisch, sondern beruhte auch auf einigen Informationen, die wir gesammelt hatten», sagt ein zweiter Regierungsmitarbeiter. «Wir mussten so planen, dass wir für den Fall, dass dieses nicht mehr undenkbare Ereignis tatsächlich eintreten sollte, in der bestmöglichen Position waren.»

Brenzlige Lage im Spätsommer 2022

Im Zeitraum vom Spätsommer bis Herbst 2022 stellte der Nationale Sicherheitsrat der USA Notfallpläne auf – «für den Fall, dass entweder ein sehr klarer Hinweis darauf vorliegt, dass sie im Begriff sind, mit einer Atomwaffe anzugreifen, oder wenn sie es einfach täten». Einer der Informanten fügt hinzu, er hätte nie geglaubt, dass er viel Zeit damit verbringen würde, sich auf ein Szenario vorzubereiten, von dem man noch vor ein paar Jahren geglaubt habe, es stamme aus einer vergangenen Zeit.

Der Spätsommer 2022 war für die russischen Streitkräfte keine gute Zeit. Ukrainische Truppen rückten im Süden auf das von Russland besetzte Cherson vor, Russlands grösste Beute seit Beginn des Feldzugs. Nun drohte die Stadt verloren zu gehen. Die Biden-Regierung betrachtete den Moment, wenn russische Einheiten beim Vormarsch der Ukraine umzingelt würden, als «potenziellen Auslöser» für den Einsatz von Atomwaffen. «In Cherson mehrten sich damals die Anzeichen dafür, dass die russischen Linien zusammenbrechen könnten. Zehntausende russische Truppen waren potenziell gefährdet», so einer der Beamten.

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Russland verlor zwar in der Ukraine an Boden. Manche US-Beamte gingen aber davon aus, dass Russlands Präsident Wladimir Putin (71), der Cherson als russische betrachtet, die Geländeverluste als Angriff auf die Russische Föderation betrachten würde.

Die Bedenken wuchsen, als westliche Geheimdienste Informationen darüber erhielten, dass es zwischen russischen Beamten inzwischen Mitteilungen gebe, in denen ausdrücklich von einem Atomschlag die Rede sei. Aber: Zu keinem Zeitpunkt gab es Hinweise darauf, dass Russland tatsächlich seine Nuklearstreitkräfte für einen Atomangriff auf die Ukraine mobilisierte. Die Gefahr nahm endgültig ab, als der Krieg im Osten Europas sich einer Pattsituation näherte.

USA bleiben wachsam

Die USA und ihre Verbündeten bleiben jedoch wachsam. «Es ist durchaus möglich, dass wir in den kommenden Monaten erneut mit dieser steigenden Gefahr konfrontiert werden», heisst es aus Regierungskreisen.

Sollte Russland tatsächlich eine Atombombe in der Ukraine einsetzen, wäre es der erste Atomangriff in einem Krieg, seit die USA vor fast achtzig Jahren Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki warfen.

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