Wegen des Streits zwischen US-Präsident Donald Trump (71) und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un (33) ist die kleine, bisher wenig bekannte Insel Guam in den Mittelpunkt des Weltinteresses gerückt. Kim droht mit einem Bombenangriff auf das Eiland im westpazifischen Ozean, auf dem die USA eine wichtige Militärbasis betreiben. Trump antwortet mit wilden Kriegserklärungen (BLICK berichtete).
Kaum ein Schweizer kennt die Insel mit 162'000 Einwohnern so gut wie die Bernerin Eva Kuske (28). Die Linguistik-Studentin lebte im vergangenen Sommer zwei Monate auf der Insel, weil sie den lokalen englischen Dialekt untersuchen will. Der Schweizerische Nationalfonds unterstützt ihre Arbeit.
Am kommenden Sonntag will die Doktorandin von der Uni Bern für weitere drei Monate auf die Insel reisen, um ihre Feldforschung fortzusetzen. Am Schluss wird sie rund 100 Einheimische befragt und Studien an der lokalen Uni betrieben haben.
Stimmung «relaxed»
Eva Kuske: «Auf Guam leben mehrere ethnische Gruppen zusammen: Die einheimischen Chamorros, weitere amerikanische Staatsbürger und die Filipinos bilden die Mehrheit der Bevölkerung.» Andere Schweizer habe sie nie getroffen.
Guam sei im Grossen und Ganzen eine friedliche Insel. «Es gibt zwar auch hier hin und wieder Kriminalität, aber die Stimmung ist generell sehr entspannt, die Leute sind nett und hilfsbereit», sagt Kuske.
Chinesen taufen Dong-Rakete «Guam Killer»
Soldaten der US-Armee dominieren den Alltag. Sie prägen auch ausserhalb der Sperrzonen, die rund einen Drittel der Insel ausmachen, das Strassenbild. Kuske: «Die Bewohner der Insel sind sich bewusst, dass Guam ein heikler Ort ist und man mit einem Angriff rechnen muss. Die alte Generation hat noch den Krieg zwischen den Amerikanern und den Japanern erlebt.»
Drohungen stammen nicht nur aus Nordkorea, auch China ist für den US-Stützpunkt eine Gefahr. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Chinesen ihre erste Mittelstreckenrakete, die Dong-Feng 26, «Guam Killer» getauft hatten.
Die Guamer sind sich den Umgang mit Bedrohungen gewohnt. Der Notvorrat gehört zu jedem Haushalt – vor allem wegen der schweren Taifune.
In Kontakt mit dem EDA
Eva Kuske hat ein mulmiges Gefühl, wenn sie an die jüngsten Drohungen aus Nordkorea denkt. Sie gesteht: «Ich bin besorgt über meine anstehende Reise nach Guam.» Sie sei mit dem EDA in Kontakt, zudem informiere sie sich laufend über die Lage. «Falls sich der Konflikt weiter zuspitzt, werde ich die Reise kurzfristig und schweren Herzens absagen müssen», sagt Kuske.