Bataclan-Prozess in Paris
Bataclan-Attentäter muss lebenslang hinter Gitter

Im Prozess rund um die Anschläge von Paris im Jahr 2015 ist der Hauptangeklagte Salah Abdeslam schuldig gesprochen worden. Damit geht der Prozess nach 148 Verhandlungstagen zu Ende.
Publiziert: 29.06.2022 um 20:42 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2022 um 07:36 Uhr
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Salah Abdeslam, Hauptangeklagter beim Bataclan-Prozess, ist schuldig.
Foto: keystone-sda.ch

Nach monatelangen Verhandlungen und Anhörungen sind am Mittwoch im Prozess der Anschläge vom 13. November 2015 in Paris die Urteile verkündet worden. Ein Gericht in der französischen Hauptstadt hat dabei 19 der 20 Angeklagten in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. «Nach 148 Verhandlungstagen, in denen 415 Nebenkläger gehört wurden, will das Gericht eine umfassende Urteilsbegründung abgeben», sagte der Vorsitzende Richter Jean-Louis Périès am Mittwochabend.

Auch der Hauptangeklagte Salah Abdeslam ist des Terrorismus und Massenmordes schuldig gesprochen worden. Er erhielt die Höchststrafe und muss lebenslang hinter Gitter. Die Haftstrafe ist so gut wie nicht verkürzbar., frühestens in 30 Jahren kann Abdeslam eine Reduktion beantragen. Das Strafmass bei allen Verurteilten reicht von zwei Jahren bis lebenslang.

Prozess dauerte neun Monate

Im Pariser Justizpalast beriet ein Schwurgericht am Mittwoch bis in den Abend hinein über die Urteile. Die Bekanntgabe verzögerte sich um mehrere Stunden. Die Staatsanwaltschaft forderte für die 20 Angeklagten zwischen fünf Jahren und lebenslanger Haft. Abdeslam, der als einziger Überlebender des damaligen Terrorkommandos gilt, soll ohne Möglichkeit zur Strafverkürzung lebenslang ins Gefängnis.

Der Prozess hatte neun Monate lang die Anschlagsserie vom 13. November 2015 aufgerollt. Damals hatten Extremisten 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt. Sie richteten ein Massaker im Konzertsaal «Bataclan» an und verbreiteten Terror in Bars und Restaurants. Drei Selbstmordattentäter sprengten sich während eines Fussball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich am Stade de France in die Luft. Ein Attentäter wurde noch am Abend von der Polizei erschossen. Weitere starben bei einem Polizeieinsatz wenige Tage später.

Einige der Angeklagten sind schon tot

Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) reklamierte die Anschläge für sich. Die meiste Aufmerksamkeit richtete sich im Prozess auf Abdeslam. Die Staatsanwaltschaft sieht in dem 32-jährigen Franzosen eine Schlüsselfigur der Anschläge. Die Verteidigung forderte mit Blick auf mögliche spätere Haftverkürzungen, Abdeslam keine «langsame Todesstrafe» zu geben. Er wurde bereits in Belgien zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt und sitzt derzeit in Frankreich unter besonderen Auflagen in Haft.

Von den weiteren 19 Angeklagten wurde sechs der Prozess in Abwesenheit gemacht. Ein Beschuldigter sitzt in der Türkei in Haft, fünf sollen in Syrien gestorben sein. Die Angeklagten sollen unter anderem Papiere besorgt haben, Abdeslam ausser Landes gefahren haben oder verhinderte Attentäter sein. Manchen wird auch vorgeworfen, nur gelegentlich Aufträge erledigt zu haben. (zis/SDA/dpa)

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