Die Wahlen in Italien erschüttern Europa. Nicht nur, weil die Sieger das Land nach rechts ziehen werden, sondern weil die Sieger vereint auch einen EU-Austritt einleiten könnten!
Am meisten Stimmen holte laut provisorischer Auszählung vom Montag mit 37,3 Prozent das Bündnis der Rechtsparteien, das von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi (81) angeführt wird. Aber nicht seine Forza Italia, sondern die Lega Nord wurde innerhalb dieses Blocks mit 17,5 Prozent zur stärksten Partei gewählt. Ihr Spitzenkandidat Matteo Salvini (44) hat die Lega mit scharfem Rechtsdrall zum Erfolg geführt.
Pleite für die Regierungspartei
Noch mehr Stimmen verbuchte die Fünf-Sterne-Bewegung (Cinque Stelle) unter Spitzenkandidat Luigi di Maio (31), die mit 32,4 Prozent stärkste Allein-Partei ist und vor allem frustrierte Italiener anzieht.
Eine Pleite fuhr hingegen der regierende Partito Democratico mit 18,7 Prozent ein. Aus Enttäuschung kündigte Parteichef und Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi (43) gestern seinen Rücktritt an.
Zwei Parteien wollen EU-Austritt
Die beiden Erfolgsparteien Lega und Fünf Sterne verbindet eine grosse Gemeinsamkeit: der Hass auf die EU. Die Lega Nord betrieb Wahlwerbung mit einem EU-Austritt. Matteo Salvini wetterte: «Von Bürokraten und Finanzexperten regiert zu werden, hat uns nichts Gutes gebracht.» Er hofft, dass der Brexit zum Vorbild für einen «Italexit» werde.
Auch Fünf-Sterne-Gründer Beppe Grillo (69) hatte seinen Wählern schon vor zwei Jahren eine Abstimmung über den EU-Austritt versprochen. Für die Koalitionsverhandlungen zeigte die Bewegung gestern Offenheit für «Gespräche mit allen Parteien». Auch ein Anti-EU-Regierungsbündnis mit der Lega ist eine realistische Option!
Sehnsucht nach Berlusconi
Dieses Szenario sorgt bei der EU für Bangen. Die Angst vor einem Italexit wächst. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici (60) sagte bereits vor den Wahlen: «Italien gehört 2018 zu den Risiken für die EU.»
In Brüssel werden Stimmen laut, die den umstrittenen Berlusconi zurückwünschen. Denn obwohl macht- und sexbesessen: Der Cavaliere ist immerhin berechenbar – und pro EU.