Die Rechten triumphieren, die Linke sackt ab: Die Italiener haben bei den Parlamentswahlen am Sonntag eine klare Richtung eingeschlagen. Wie erwartet wird der Mitte-Rechts-Block mit Silvio Berlusconis Forza Italia, der Lega Nord und zwei weiteren Rechts-Parteien das stärkste Bündnis. Laut Hochrechnungen vom Montagmorgen kommt der Block auf 37,3 Prozent.
Als stärkste Einzelpartei dürfte mit 32,2 Prozent die populistische und EU-kritische Fünf-Sterne-Bewegung hervorgehen. Der Mitte-links-Block um den Partito Democratico von Ministerpräsident Paolo Gentiloni (63) und Parteichef Matteo Renzi (43) fährt mit 23,0 Prozent eine Schlappe ein.
Bei dieser Konstellation erreicht niemand das absolute Mehr. Es dürfte zu langen und schwierigen Koalitionsverhandlungen kommen.
Lega-Chef als Ministerpräsident
Interessant ist die Kräfteverteilung innerhalb des führenden rechten Blocks. Umfragen sagten voraus, dass Berlusconis Forza Italia vor der Lega liegen würde. Nun hat aber die EU-kritische Lega die Forza überholt. Das heisst, dass sie bei erfolgreichen Koalitionsverhandlungen den Ministerpräsidenten stellen würde. Lega-Spitzenkandidat ist der Scharfmacher Matteo Salvini (44), der die Partei mit einem noch aggressiveren Rechts-Drall zum Erfolg geführt hat.
Hoffnung auf Berlusconi
Bei diesen Resultaten in Rom geschieht in Brüssel Seltsames. Plötzlich sehnen sich Europa-Politiker den bisher verpönten Silvio Berlusconi (81) zurück! Denn der Cavaliere ist berechenbar und EU-freundlich. Der deutsche FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff (51), der bis vor kurzem im Europa-Parlament sass, sagte: «Die Hoffnung der meisten Beobachter in Brüssel und in anderen europäischen Hauptstädten – und das klingt jetzt verrückt, wenn man das sagt –, aber diese Hoffnung heisst Silvio Berlusconi.»